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Bei über 30 Grad im Schatten suchen Passanten am Brunnen der Lebensfreude in Rostock nach Abkühlung. Die Hansestadt an der Warnow hat als einzige Großstadt in Mecklenburg-Vorpommern bereits einen Hitzeaktionsplan, um mit häufigeren Hitzeperioden umzugehen.

© dpa/Bernd Wüstneck

Update

Bessere Warnung und Ausbau von Maßnahmen: Lauterbach berät mit Verbänden und Experten über Hitzeschutzplan

Mit einem nationalen Hitzeschutzplan will die Bundesregierung die Warnungen vor Hitzewellen verbessern und Schutzmaßnahmen ausbauen. Am Montag ging dazu auch eine Webseite online.

| Update:

Der Hitzeschutzplan der Bundesregierung soll noch dieses Jahr umgesetzt werden. „Wir wollen in diesem Sommer schon den Hitzeschutz verbessern“, sagte Lauterbach vor einem Treffen mit Verbänden und Experten zu seinen Plänen am Montag. Dieser sei wichtig, weil aufgrund der Klimaerwärmung „die Zahl der Hitzetoten pro Jahr zunehmen“ werde.

Schon am Montag sei die Webseite hitzeservice.de online gegangen. Dort könnten Kommunen sich über Maßnahmen für einen besseren Hitzeschutz informieren.

Mit einem nationalen Hitzeschutzplan will die Bundesregierung die Warnungen vor Hitzewellen verbessern. Zudem sollen die Schutzmaßnahmen ausgebaut werden, damit insbesondere Ältere, Kranke und Kinder gut durch Hitzeperioden kommen.

Der Plan, den Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Montagnachmittag mit Experten beraten will, sieht unter anderem vor, Pflegeheimen, Kommunen oder Krankenhäusern konkrete Konzepte zur Verfügung zu stellen, um besser auf Hitzewellen reagieren zu können. Sozialverbände forderten schnelle Entscheidungen.

Lauterbach kommt am Nachmittag erstmals mit Vertretern von Pflege, Ärzteschaft, Kommunen, Ländern, Sozialverbänden sowie mit weiteren Experten etwa vom Deutschen Wetterdienst (DWD) zusammen, um über die Ausarbeitung des Hitzeschutzplans zu beraten. Der Plan soll nach dem Vorbild Frankreichs unterschiedliche Schweregrade einer Hitzewelle festlegen und die konkreten Maßnahmen je nach Temperatur staffeln.

Hitze beeinflusst Todesfälle und Krankheitsgeschehen

„Mit dem Klimawandel ist das Auftreten von Hitzewellen immer wahrscheinlicher geworden“, heißt es in einem Papier des Bundesgesundheitsministeriums. „Diese beeinflussen unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit unserer Gesellschaft.“ Hitze führe nicht nur zu Todesfällen, „sondern beeinflusst auch das Krankheitsgeschehen“.

Das Engagement der Politik, des Gesundheitswesens und der Zivilgesellschaft müsse daher „gestärkt und noch weiter verbessert werden“. Als Ziele nennt das Bundesgesundheitsministerium unter anderem die Sensibilisierung der Bevölkerung für Schutzmaßnahmen, die Reduzierung und Vermeidung von Todesfällen, die Abmilderung von Krankheitsverläufen sowie das Auslösen von Schutzmaßnahmen durch gezielte Information.

Mit dem Klimawandel ist das Auftreten von Hitzewellen immer wahrscheinlicher geworden.

aus einem Papier des Bundesgesundheitsministeriums

Zur Warnung vor Hitzewellen solle das Warnsystem des Deutschen Wetterdienstes „von allen relevanten Akteuren routinemäßig genutzt“ werden. Geprüft werde zudem, wie möglichst viele Menschen zielgenau durch digitale Lösungen wie Apps oder SMS gewarnt werden können. Die Länder sollten prüfen, ob Warnstufen des DWD verpflichtend mit bestimmten Akutmaßnahmen gekoppelt werden können, etwa in stationären Pflegeeinrichtungen. Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland Schätzungen zufolge etwa 4500 hitzebedingte Todesfälle.

Kritik vom VdK

Der Sozialverband VdK kritisierte, der angekündigte Aktionsplan komme „deutlich zu spät“. VdK-Präsidentin Verena Bentele sagte dem Portal t-online, jede Verzögerung gehe „auf Kosten der besonders Betroffenen“. Als rasche Maßnahmen fordert der VdK Klimaanlagen in Einrichtungen für Senioren und Kinder.

Lauterbach trifft Experten zur Beratung des nationalen Hitzeschutzplans: Anzahl heiße Tage pro Jahr in Deutschland seit 1950. / AFP

© AFP/Thorsten Eberding

Dabei müssten klimafreundliche Varianten gewählt werden, um den Klimawandel nicht zusätzlich zu verstärken, so Bentele. Außerdem müssten in städtischen Gebieten dringend gekühlte Räume eingerichtet werden, in denen sich Senioren tagsüber abkühlen und vor Hitze schützen könnten.

4500
Hitze bedingte Todesfälle gab es 2022 in Deutschland.

„Was früher ein “Jahrhundertsommer' war, ist heute Normalität„, sagte Michaela Engelmeier, Vorstandsvorsitzende des Sozialverbands Deutschland (SoVD), dem Portal. Der SoVD begrüße Lauterbachs Pläne, habe aber schon in der Vergangenheit immer wieder Anstrengungen zum Schutz von besonders Gefährdeten gefordert. “Jeder Hitzetote ist einer zu viel.„

Grüne haben große Pläne

Den Grünen schweben Hitzeschutzpläne für jede Kommune, jedes Krankenhaus und jede Kindertagesstätte vor, sagte der Bundestagsabgeordnete Johannes Wagner t-online. Neben gekühlten Räumen sollten Trinkbrunnen und die Bewässerung von öffentlichen Plätzen darin vorgesehen sein. Erkrankungen als Folge von Hitze müssten stärker in der Ausbildung aller Gesundheitsberufe verankert werden.

Entscheidend aber sind aus Sicht des Grünen-Politikers auch bauplanerische Maßnahmen, gerade in Städten. Wagner nannte die Entsiegelung öffentlicher Plätze, die Begrünung von Fassaden und Dächern, den Erhalt und die Neuanpflanzung von Bäumen. Es brauche mehr Grün statt „Betonwüste“ in deutschen Städten, betonte er. (AFP)

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