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Die Angeklagte Beate Zschäpe (l) wirft ihrer Anwältin Anja Sturm unter anderem mangelnde Vorbereitung vor.

© Peter Kneffel/picture alliance / dpa

NSU-Prozess: Beate Zschäpe bekommt Unterstützung

Die Angeklagte will ihre Anwältin von ihren Aufgaben entbinden. Ein externer Jurist soll ihr nun dabei helfen dürfen.

Von Frank Jansen

Im NSU-Prozess mischt nun offenbar ein externer Anwalt im Konflikt zwischen Beate Zschäpe und ihrer Verteidigerin Anja Sturm mit. Nach Informationen des Tagesspiegels hat Zschäpe jetzt in einem Schreiben an das Oberlandesgericht München die „Rücksprache mit einem Anwalt“ angekündigt. Einen Namen nannte die Hauptangeklagte nicht. Vermutlich handelt es sich um einen Juristen aus Mannheim, mit dem Zschäpe bereits seit vergangenem Jahr in Kontakt steht und der sie bereits mehrmals in der JVA München besucht hat. Eine Anfrage des Tagesspiegels hat der Anwalt am Montag zunächst nicht beantwortet.

Der 6. Strafsenat hatte vergangene Woche, wie berichtet, einen dreiseitigen, handschriftlich verfassten Antrag Zschäpes bekommen, in dem sie die „Entbindung“ von Pflichtverteidigerin Sturm fordert. In ungelenker Sprache wirft Zschäpe der Anwältin vor, sie habe in der Hauptverhandlung eine vertrauliche Information preisgegeben und komme unvorbereitet in die Prozesstage. Zschäpe fühlt sich zudem von Sturm „massiv psychisch unter Druck“ gesetzt. Die Angeklagte liefert allerdings kaum Belege für ihre Behauptungen. Der Vorsitzende Richter des Strafsenats, Manfred Götzl, brach dann vergangenen Mittwoch den Verhandlungstag, es war der 209., ab.

Frist bis Mittwoch

Sturm hat am Freitag in einer knappen Stellungnahme die Vorwürfe zurückgewiesen. Die Co-Verteidiger Wolfgang Heer und Wolfgang Stahl haben am selben Tag ihre Kollegin mit eigenen, ebenfalls kurzen Erklärungen unterstützt. „Die Behauptungen von Frau Zschäpe sind für mich nicht nachvollziehbar“, bekundete Stahl. Götzl gab nun Zschäpe Gelegenheit, auf die Schreiben zu reagieren. Dafür will die Angeklagte einen Anwalt einschalten. Möglicherweise wird der ihr helfen, einen professionellen Schriftsatz zu formulieren. Zschäpe hat jedenfalls Götzl gebeten, ihr eine Frist bis Mittwoch 15 Uhr einzuräumen. Der Richter kam dem Wunsch entgegen. Dennoch soll der Prozess an diesem Dienstag fortgesetzt werden. Den vergangene Woche verkündeten Termin, zu dem drei Zeugen geladen sind, hat Götzl bislang nicht aufgehoben.

Im Juli 2014 hatte Zschäpe bereits versucht, alle drei Verteidiger loszuwerden. Die Angeklagte ließ über einen Polizisten dem Strafsenat mitteilen, sie habe das Vertrauen in alle drei Verteidiger verloren. Richter Götzl wies den dünnen Antrag als unbegründet zurück. Zschäpe raufte sich dann mit ihren Verteidigern wieder zusammen. Warum es jetzt wieder zu einem Zerwürfnis kam und offenbar nur mit Anwältin Sturm, bleibt unklar. Zschäpe, die seit November 2011 in Untersuchungshaft sitzt, soll laut Anklage der Bundesanwaltschaft als Mittäterin an den zehn Morden und weiteren Verbrechen der Terrorzelle NSU beteiligt gewesen sein

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