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Nurhan Soykan (r) beim Empfang zum Fastenmonat Ramadan 2015 mit Bundeskanzlerin Angela Merkel.

© picture alliance / dpa

Nach Kritik an islamischer Vertreterin wegen Antisemitismus: Auswärtiges Amt lässt Religionsprojekt ruhen

Das Auswärtige Amt hat eine Vertreterin des Zentralrats der Muslime zur Beraterin ernannt. Kritiker werfen ihr Antisemitismus vor, nun ruht das Projekt vorerst.

Nach Kritik an der Berufung der islamischen Vertreterin in das Projekt „Religion und Außenpolitik“ lässt das Auswärtige Amt die Arbeit daran zunächst ruhen. Man nehme die Kritik „sehr ernst“, sagte ein Ministeriumssprecher am Mittwoch in Berlin.

Der jüngst berufenen Vertreterin für den Islam, der stellvertretenden Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Nurhan Soykan, war unter anderem vorgeworfen worden, sich nicht klar genug von Antisemitismus und Islamismus zu distanzieren.

Am Mittwoch veröffentlichte der Liberal-Islamische Bund einen Brief an das Auswärtige Amt, in dem er kritisiert, dass eine Mitgliedsorganisation des Zentralrats - die Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa (ATIB) - einer türkisch-rechtsextremen Bewegung zugeordnet und vom Verfassungsschutz beobachtet werde.

Der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek verteidigte seine Stellvertreterin indes. Diese habe „Zeit ihres Lebens für Versöhnung, Dialog und den Zusammenhalt unserer Gesellschaft“ gestanden, schrieb er auf Twitter.

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Zudem engagiere sich Soykan seit mehr als zehn Jahren für den christlich-muslimischen sowie den muslimisch-jüdischen Dialog.

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Missverständnisse sollen ausgeräumt werden

In den kommenden Tagen soll nach seinen Worten ein Beratungsprozess starten, an dem religiöse Verbände und Vereine sowie andere, die zum Projekt beitragen können, beteiligt werden sollen. Ziel der Beratungen sei es, das Projekt „so auszugestalten, dass es breite Unterstützung von denjenigen in Politik und Gesellschaft erhält, die wir für diese Arbeit brauchen“.

Der Sprecher des Auswärtigen Amts betonte, dass es Kritik wie auch Zustimmung unter anderem von religiösen Verbänden gegeben habe. In den kommenden Tagen solle dazu ein intensiver Austausch starten. Es sei wichtig, Kritikpunkte anzugehen und auch Missverständnisse - etwa zur Rolle der Religionsvertreter - auszuräumen.

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Ziel des Austauschs sei eine breite Unterstützung. Ein Teil der Wortmeldungen - insbesondere in den Sozialen Medien - sei leider auch von antimuslimischen Ressentiments und offenem Rassismus geprägt gewesen, erklärte der Sprecher. Dies weise man auf das Schärfste zurück.

Das Projekt „Religion und Außenpolitik“ gibt es im Auswärtigen Amt seit 2016. Das Ministerium wolle den Einfluss der Religionen verstehen und deren konstruktives Potenzial für Frieden stärken, erläuterte der Außenamtssprecher. 84 Prozent der Weltbevölkerung würden sich zu einer Religion bekennen. Die Stimme der Religionsgemeinschaften erreiche Menschen auch in den entlegensten Regionen, sagte er.

Die Abteilung organisierte in der Vergangenheit Konferenzen mit Religionsvertretern aus aller Welt. Im vergangenen Jahr fand in Kooperation mit der Organisation „Religions for Peace“ eine große Konferenz in Lindau statt, auf der auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine Rede hielt.

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Die Berufung von Soykan hatte der Leiter der Abteilung, Andreas Görgen, am 20. Juli bei Twitter bekanntgegeben. Neben der Muslimin Soykan berief das Auswärtige Amt in Deutschland dazu zuletzt den Rabbiner in spe, Markus Feldhake, sowie den evangelisch-freikirchlichen Pastor Peter Jörgensen.

Im vergangenen Jahr war der katholische Pater Nikodemus Schnabel als erster Religionsvertreter für das Projekt tätig gewesen. (epd, KNA)

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