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Vorbild a.D.: Bayern_präsident Uli Hoeneß.

© dpa

Presseschau: Aus dem Steuerparadies ins Paradies

Ein Blick in den deutschen Blätterwald: Heute mit Fußball und anderen Nebensächlichkeiten.

Von Lutz Haverkamp

Alles war vorbereitet für die große Party. Und dann das: Nicht Herthas Aufstieg in die erste Fußball-Bundesliga ist die Nachricht des Wochenendes, sondern es ist das Bekanntwerden der Selbstanzeige wegen Steuerhinterziehung des Präsidenten des FC Bayern München, Uli Hoeneß. Das sei zwar seine Privatsache, ließen offizielle Vertreter des Rekordmeister wissen. Aber sie wissen auch, dass das nicht stimmt. Hoeneß ist ein öffentlicher Mensch. Ein selbst gewähltes Schicksal, das seine Privatsphäre einengt.

„Der Vater des Erfolgs war eine neutrale Überinstanz. Ein ,Mister Klartext’, der alles hart erarbeitet hatte. Und der deshalb zu allem alles sagen durfte und dafür lauten Beifall bekam.“ Diese Charakterisierung im „Handelsblatt“ zeigt die Fallhöhe auf, aus der Hoeneß gerade abstürzt. Keine Zeitung heute, die nicht die neuesten Meldungen zum prominentesten Steuerhinterzieher seit Boris Becker auf der Seite 1 präsentiert.

„Vorbild a.D.“ überschreibt die „Süddeutsche Zeitung“ ihr „Thema des Tages“, „Der Absteiger“ heißt es in der „Berliner Zeitung“ am gleichen Ort. Und die „Bild“ kommentiert unter der Überschrift „Total traurig“, dass „es zu dieser Meldung nur noch eine mögliche Steigerung gegeben hätte: Papst beim Diebstahl erwischt.“

Eine Anlehnung ans Christliche findet sich denn heute auch auf der Seite 1 des Tagesspiegels. Zu Herthas Aufstieg ins Fußball-Oberhaus heißt es dort nach Johannes 19,30, wo die letzten Worte Jesu am Kreuz dokumentiert sind: „Es ist vollbracht.“ Das deutet immerhin auf paradiesische Zeiten hin.

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