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Seit an Seit. Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner (r.) steht offenbar immer noch hinter dem umstrittenen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, der auf ein Gespräch mit dem Papst wartet. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

© dpa

Politik: Auf Treu und Glauben

Der Skandal um den Limburger Bischof veranlasst immer mehr Bistümer, ihren Besitz offenzulegen.

Berlin - Der Vatikan hätte es wissen müssen. Erzbischof Jean-Claude Perisset, der frühere Botschafter des Vatikans in Deutschland, sei persönlich in Limburg gewesen und habe sich ein Bild von den Baumaßnahmen gemacht. Der Stückelung der Kosten in zehn Einzelprojekte habe er auch bei seinem Besuch in Limburg „ausdrücklich“ zugestimmt. So heißt es in einem Protokoll einer Sitzung des Vermögensverwaltungsrates vom 28. August 2013. Wann der Nuntius in Limburg war und welche Summen ihm vom Bistum genannt wurden, bleibt jedoch offen. Perisset war am Mittwoch nicht zu erreichen. Er ist seit Ende September nicht mehr Nuntius in Deutschland.

Nach Angaben der Katholischen Nachrichtenagentur hat das Sitzungsprotokoll nur der Limburger Generalvikar Franz Kaspar unterschrieben, nicht die drei Mitglieder des Vermögensverwaltungsrates. Jochen Riebel, der frühere Leiter der Hessischen Staatskanzlei ist einer der Mitglieder im Vermögensverwaltungsrat. Er sagte dem Tagesspiegel, dass ihnen der Generalvikar in der Sitzung am 28. April 2013 vorgetragen habe, dass der Nuntius der Stückelung der Baumaßnahmen und Baukosten zugestimmt habe. Aber auch bei dieser Sitzung sei es um keine konkrete Summe gegangen. Der Vermögensverwaltungsrat behauptet, erst am Montag vor einer Woche davon erfahren zu haben, dass die Baukosten für das Diözesane Zentrum St. Nikolaus 31 Millionen Euro betragen.

Der Sprecher des Limburger Bistums wollte zu der Existenz und den Inhalten des Protokolls keine Stellung nehmen und verwies auf die Prüfkommission der Deutschen Bischofskonferenz, die erklären soll, wie die Baukosten zustande gekommen sind und wer wann über was Bescheid wusste. Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hält sich in Rom auf, um Gespräche mit verschiedenen Kongregationen zu führen. Ob er inzwischen einen Audienztermin bei Papst Franziskus habe, wisse er nicht, sagte Vatikansprecher Lombardi.

Wie auch immer es mit dem Bistum Limburg und seinem Bischof weitergeht, schon jetzt hat die Debatte erstaunliche Auswirkungen auf die anderen deutschen Bistümer. Jahrzehntelang gehörte die Höhe des Vermögens des Bischöflichen Stuhls in den 27 deutschen Bistümern zu den bestgehüteten Geheimnissen. Getrieben von den Enthüllungen in Limburg und dem Vorwurf, die katholische Kirche habe schwarze Kassen, legen jetzt immer mehr Bischöfe ihre Vermögenswerte offen. Bis zum Redaktionsschluss waren es zehn. Am reichsten von ihnen ist das Erzbistum Köln mit 166,2 Millionen Euro. Köln ist das größte deutsche Bistum. Am ärmsten ist das Bistum Essen mit 2,2 Millionen Euro an Rücklagen. In Trier beläuft sich das Vermögen auf 84 Millionen Euro, in Speyer auf 46,5 Millionen Euro. Die Bistümer weisen darauf hin, dass die Bischöfe nur auf Teile der Vermögenswerte zugreifen können, da es sich oft um Immobilien handle oder wie in Mainz um die Beteiligung an einer kirchlichen Wohnungsbaugesellschaft.

Im Gegensatz zum laufenden Haushalt müssen die Bistümer das Vermögen des Bischöflichen Stuhls nicht öffentlich machen und auch nicht von externen Wirtschaftsprüfern durchleuchten lassen. Die katholische Kirche kann sich dabei auf das grundgesetzlich garantierte Selbstbestimmungsrecht der Kirchen berufen.

Unter Papst Benedikt XVI. sahen die Bischöfe keinen Grund für mehr Transparenz. Benedikt konstatierte überall in den westlichen Gesellschaften einen moralischen „Niedergang“. Warum sollte man also ohne Zwang diese schlechte Welt in die Bücher schauen lassen? Benedikts Kirchenpolitik zielte eh auf größere Distanz zwischen Kirche und Staat. Papst Franziskus möchte die Kirche wieder öffnen zur Welt. Er ist angetreten, die Kurie zu reformieren. Dazu gehört auch, die Finanzen transparenter zu machen.

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