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Der Strand von Arenal auf Mallorca.

© picture alliance/dpa

Ansteckung beim Reisen: Zehn Prozent der Corona-Neuinfektionen gehen auf Urlauber zurück

Mitten in der Ferienzeit steigen die Infektionen mit dem Coronavirus. Kommen nun schärfere Auflagen für Urlauber, die in Risikogebiete fahren?

Werden Sommerurlaube zu einem deutlichen Anstieg der Corona-Fallzahlen in Deutschland führen? Über diese Frage wird mitten in der Ferienzeit debattiert, ebenso wie über Test- und Quarantäneauflagen für Menschen, die von einer Reise aus dem Ausland zurückkehren.

Klar ist vor allem eins: Aktuell ist für den Anstieg der Infektionen laut Robert-Koch-Institut (RKI) zunehmend die Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus verantwortlich, die als besonders ansteckend gilt.

Ein Teil der Neuinfektionen, das zeigen jüngste Auswertungen des Instituts, gehen dabei auf Urlaube zurück. Im jüngsten Wochenbericht verweist das RKI allerdings auch darauf, dass in den meisten Fällen Deutschland als wahrscheinlichster Infektionsort vermutet wird. In vier von zehn Fällen lagen keine Angaben zum Infektionsland vor. In zehn Prozent der Fälle sei wahrscheinlich, dass das Virus aus einem Urlaubsland mitgebracht wurde. „Dies zeigt eine zunehmende Rolle reiseassoziierter Fälle am derzeitigen Infektionsgeschehen“, heißt es in dem Bericht.

Spanien ist ab Dienstag Hochinzidenzgebiet

Die mit Abstand meisten Ansteckungen stammen demnach aus Spanien. Innerhalb von vier Wochen führt das RKI gut 820 Infektionen auf eine entsprechende Reise zurück. Das bei Deutschen beliebte Urlaubsland kämpft mit der vierten Corona-Welle und wurde gerade von der Bundesregierung vom Risikoland zum Hochinzidenzgebiet hochgestuft.

Das bedeutet: Wer ab Dienstag aus dem Urlaub zurückkehrt und nicht geimpft oder genesen ist, muss sich mindestens für fünf Tage in häusliche Quarantäne begeben. Diese kann durch ein negatives Testergebnis beendet werden. Wer keinen Test vorlegen kann, für den beträgt die Dauer der Quarantäne zehn Tage.

Die Regelungen gelten auch für Kinder: Wer also selbst geimpft ist, aber mit ungeimpften Kindern in den Urlaub fährt, muss diese nach Rückkehr aus einem Hochinzidenzgebiet in Quarantäne schicken.

Nach Angaben des Reiseverbands DRV sind aktuell etwa 200.000 Pauschalreisende aus Deutschland in Spanien in Urlaub, davon etwa 60 Prozent auf den Balearen, 30 Prozent auf den Kanaren und der Rest auf dem Festland. Hinzu kommen geschätzt etwa 200.000 Individualurlauber aus Deutschland.

Weitere Infektionen in den vergangenen Wochen führt das RKI auf Reisen in unterschiedlichste Länder zurück. Nach Spanien steht an Stelle zwei Russland, danach folgen die Niederlande, die ebenfalls ab Dienstag als Hochinzidenzgebiet gelten. Weitere Reiseländer, in denen sich Menschen wahrscheinlich angesteckt haben könnten, sind die Türkei, Kroatien, Griechenland, Portugal, Frankreich und Italien.

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Der Präsident des Weltärztebundes, Ulrich Montgomery, sieht die Gefahr, dass diese Zahlen weiter zunehmen. „Spanien und Italien sind beliebte Urlaubsländer vor allem bei jüngeren Menschen, die oft noch nicht zwei Mal geimpft sind. Der Viren-Eintrag nach Deutschland aus diesen Ländern wird durch die Reiserückkehrer ganz klar steigen“, prognostizierte Montgomery in der „Rheinischen Post“.

Deutschland befinde sich bereits in der vierten Welle, da man alle zehn Tage eine Verdoppelung der Ansteckungen sehen könne. „Wir müssen mit konsequenter Quarantäne für ungeimpfte Reiserückkehrer und der Einhaltung der AHA-Regeln dafür sorgen, dass aus der vierten Welle kein Tsunami wird“, sagte er.

Auch Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) warnt vor einem deutlichen Anstieg der Fallzahlen in den nächsten zwei Monaten – wenn Delta sich weiter so schnell verbreite und „keine enorm hohe Impfquote oder Verhaltensänderung“ dagegen gesetzt werde. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen, so der Kanzleramtsminister, könne dann auf 100.000 und die Sieben-Tage-Inzidenz auf einen Wert von 850 steigen.

Schärfere Regeln für Reiserückkehrer

Als Konsequenz fordert Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) schärfere Regeln für Reiserückkehrer. „Schon bei der Rückkehr aus einem Risikogebiet sollten zwei Tests und eine Quarantäne bis zum zweiten Test verpflichtend sein“, sagte sie dem „Handelsblatt“. Ein Test bei der Rückkehr sei nicht aussagekräftig genug.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will das für Ende August geplante Treffen der Ministerpräsidentinnen und -präsidenten vorziehen, um über den Umgang mit Auslandsreisen zu beraten. Christine Aschenberg-Dugnus, gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, hält eine Verschärfung der Regelungen aufgrund der Inzidenz hingegen für falsch. Sie verweist allerdings auch darauf, dass Ungeimpfte bei der Rückreise mit Tests und Quarantäne rechnen müssten.

Italien gibt sich strengere Vorschriften

Umgekehrt müssen sich Urlauber kurzfristig auch auf Änderungen der Reisebedingungen einstellen, selbst wenn sie in Länder fahren, die aktuell nicht als Risikogebiete eingestuft sind. So gibt sich das am frühesten und besonders hart von der Pandemie getroffene Italien ab diesem Montag wieder strengere Regeln: Für Restaurants, Kinos und Flugreisen ist eine verschärfte Version des „Green Pass“ vorgeschrieben, der Nachweis mindestens einer Impfdosis – dies für Restaurants und alle anderen geschlossenen Räume – oder der vollständigen Impfung, die für Flugreisende gelten soll sowie überall dort, wo die Gefahr von großen Menschenansammlungen besteht.

Eine endgültige Liste der Vorschriften ist erst am Montag zu erwarten; in der Regierung gibt es noch Auseinandersetzungen darüber. Während die Ministerinnen von Berlusconis „Forza Italia“ zustimmen, sieht der Chef der rechten Lega, Matteo Salvini, die Freiheit von Millionen Italienerinnen und Italienern in Gefahr.

Im ÖPNV sieht die Regierung bisher keine Möglichkeit, den Grünen Pass zu fordern, hat aber alle Regionen aufgefordert, die Takte von Bussen und Straßenbahnen deutlich zu verbessern, um größere Abstände zwischen den Passagieren möglich zu machen. Seit Juni akzeptiert Italien bei der Einreise nur noch QR-Codes zum Nachweis der Impfung oder Genesung, entweder digital oder ausgedruckt.

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