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Israels Armee bombardiert Ziele im Gazastreifen - eine Reaktion auf den Raketenbeschuss durch die Hamas.

© Mahmud Hams/AFP

Angriffe auf Gaza: „Das ist sehr angsteinflößend"

Ein Gespräch mit Matthias Schmale vom UN-Flüchtlingshilfswerk für Palästinaflüchtlinge über Israels Bomben, die Furcht der Menschen in Gaza und die Hamas.

Matthias Schmale ist ist höchster Repräsentant des UN-Hilfswerks für Palästina-Flüchtlinge in Gaza. Er organisiert die Hilfe der Vereinten Nationen im verarmten Küstenstreifen.

Herr Schmale, seit Anfang der Woche bombardiert Israel Ziele in Gaza als Reaktion auf den Raketenbeschuss durch die Hamas. Wie ist die Lage im Küstenstreifen?
Nach drei Tagen und Nächten intensiver militärischer Gefechte fühlen sich die Menschen hier terrorisiert. Israel hat viele Hochhäuser in Schutt und Asche gelegt. Fast pausenlos werden Angriffe geflogen. Das ist sehr angsteinflößend. Die Menschen hier erinnert die gegenwärtige Situation sehr an den Krieg 2014. Gazas Einwohner haben damit begonnen, ihre Häuser zu verlassen. Sie versuchen, sich in Sicherheit zu bringen. Im Norden des Gazastreifens sind bereits 10.000 Menschen auf der Flucht.  Mich überrascht zudem: Der  Konflikt wird eng mit den Geschehnissen in Jerusalem verknüpft.

Das heißt?
Die Menschen sind wütend darüber, was in Jerusalem vor sich gegangen ist. Gerade Israels Vorgehen in der Al-Aksa-Moschee empört sie. Auch die drohende Zwangsräumung palästinensischer Wohnungen in Ostjerusalem sorgt für großen Unmut. Selbst moderate Bewohner Gazas sagen: Ich bin gegen die Hamas, aber was in Jerusalem passiert, ist nicht hinnehmbar. Hamas tut wenigstens etwas.

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Die Hamas wird nicht für die Eskalation verantwortlich gemacht?
Die Menschen wissen einerseits schon, dass es nicht gerechtfertigt ist, massenhaft Raketen nach Israel abzufeuern. Andererseits herrscht hier der Tenor vor, dass die Hamas nicht angefangen hat, sondern auf das reagierte, was in Jerusalem vorgefallen ist.

Matthias Schmale ist Direktor des UN-Hilfswerks für Palästinaflüchtlinge in Gaza.
Matthias Schmale ist Direktor des UN-Hilfswerks für Palästinaflüchtlinge in Gaza.

© Wissam Nassar/dpa

Ein Ende des Konflikts nicht in Sicht. Womit rechnen die Menschen in Gaza?
In der Vergangenheit war recht schnell klar, dass es bald zu einem Waffenstillstand kommt. Das ist dieses Mal nicht der Fall.  Das bereitet vielen Sorgen. Dennoch hoffen die Menschen, dass der jetzige Krieg schon bald endet. Passiert dies nicht, muss man sich wohl auf ein ähnliches Szenario wie 2014 einstellen – nur womöglich noch schlimmer.

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