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Augenzeugen und Angehörige suchen nach den Anschlägen Trost.

© dpa

Angriff auf Europa: Das Morgengrauen von Brüssel

Zwei Explosionen in der belgischen Hauptstadt. Dann noch eine. Der Zufall entscheidet über Leben oder Sterben. Augenzeugen berichten. Unsere Blendle-Empfehlung.

Solche Geschichten hört man viele an diesem Dienstag in Brüssel: Da ist die grüne EU-Abgeordnete Terry Reintke, die sich entschieden hatte, mit dem Rad zur Arbeit zu fahren und so der Metrostation Maelbeek fernblieb. Da ist der ARD-Journalist, der erst zum Arzt musste und deshalb später als üblich ins Büro fuhr. Die 43-jährige Deutsche, die verschlafen hatte, dann hetzte und doch ganz knapp ihre Bahn verpasste. Und da ist der Flughafenmitarbeiter, der nur durch Zufall nicht in der Abfertigungshalle stand.

Anderen ist dieses Glück nicht vergönnt. Gegen 8 Uhr zünden Attentäter am Brüsseler Flughafen im Vorort Zaventem zwei Sprengsätze. Die Menschen fliehen aus der Abflughalle ins Freie. Es dauert Stunden, bis alle gerade gelandeten Passagiere das Gelände verlassen haben, manche müssen vorerst neben den Maschinen auf dem Rollfeld ausharren – alle Flüge von und nach Brüssel sind gestrichen.

Kurz nach neun Uhr der zweite Schock. Eine Explosion zerfetzt einen U-Bahn-Waggon in der Metrostation Maelbeek. Immer neue Polizeifahrzeuge und Rettungswagen rasen die Rue de la Loi hinunter, die zentrale Achse entlang der Brüsseler Institutionen.

Die Täter haben in der Rushhour zugeschlagen. Die Zeit, wenn in Brüssel Minister, Parlamentarier, Beamte, Lobbyisten und einfache Bürger unterwegs sind. Wenn Maschinen aus ganz Europa landen, um Politiker zu den EU-Institutionen zu bringen. Die Täter haben, das steht schnell fest, mitten ins Herz Europas gezielt – und getroffen.

Zeugen des Anschlags am Flughafen Zaventem berichten Reportern der Tageszeitung „La Libre Belgique“ von einem Blutbad, es habe schlimme Verletzungen gegeben. Menschen mit abgerissenen Beinen, staubbedeckte Gesichter, Glassplitter, Schreie. Minütlich wird die Zahl der Verletzten und Toten von den Behörden nach oben korrigiert. Alphonse Youla, ein Flughafenmitarbeiter, ist seit vier Uhr morgens im Dienst, kriegt beide Explosionen mit. „Ich habe gehört, dass jemand etwas auf Arabisch gerufen hat, aber ich habe nicht verstanden, was.“ In der Halle stürzen Deckenplatten herab, Chaos bricht aus. „Ich habe geholfen, fünf Tote nach draußen zu tragen“, sagt er.

Der Taxifahrer Philippe Lenaerts steht mit seinem Wagen vor dem Flughafen, als er die erste Explosion hört. „Ich dachte, ein Baukran sei umgekippt. Aber zwei, drei Minuten später gab es wieder einen Knall.“ Mit einem Kollegen betritt Lenaerts das Gebäude, um nachzusehen, was passiert ist. „Alles war wie weggepustet.“ Wut kocht in ihm hoch. Zu viel Zeit sei vergangen, bis Rettungskräfte vor Ort waren, erklärt er hinterher. Für mehrere Minuten sei kein Polizist, kein Sanitäter zu sehen gewesen. „Und das, obwohl wir Sicherheitsstufe drei hatten. Typisch belgische Organisation.“

Die meisten Brüsseler sind an diesem Tag: fassungslos. Dabei trifft der Terror die Stadt nicht unerwartet. Es war ein Anschlag mit ...

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