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Fatih Akin hat für seinen Film "Aus dem Nichts", in dem Diane Kruger die Hauptrolle spielt, den Golden Globe mit der Auszeichnung für den besten nicht-englischsprachigen Film gewonnen.

© Paul Drinkwater/NBC/AP/dpa

Golden Globe Gewinner: Anerkennung für die Hinterbliebenen von Anschlägen

Fatih Akin hat seinen Film "Aus dem Nichts" bedingungslos aus der Opferperspektive erzählt. Ein Blick, der in der Politik oft fehlt, findet unsere Kolumnistin.

Kann es sein, dass Fatih Akins Film „Aus dem Nichts“ über die NSU-Morde eine universelle Wahrheit anspricht über die Folgen von Terroranschlägen, die bisher kaum ins öffentliche Bewusstsein gedrungen ist? Gemeint ist das unermessliche Leid der Hinterbliebenen. Genau das ist in Akins Film Ausgangs- und Endpunkt für das furiose Spiel der Protagonistin Katja (Diane Kruger), die unter den zugefügten Schmerzen zerbricht, nachdem Sohn und Ehemann von jungen deutschen Rechtsradikalen in die Luft gesprengt wurden. Es ist das Verdienst des Regisseurs, dass er in Bildern und Dialogen – bewusst oder unbewusst – den Blick auf die Ehefrau und Mutter lenkt, die, von Schmerz gepeinigt, immer verletzlicher wird im Kontakt mit den ambivalenten Ermittlern, den vorwurfsvollen Eltern, dem hilflosen Gericht, den höllenhündischen Tätern und ihren Sympathisanten.

Keinem anderem filmischen Werk über die Morde der NSU-Täter ist es bisher gelungen, eine so bedingungslose, klare Opferperspektive einzunehmen, auch nicht der ARD-Spielfilmtrilogie „Mitten in Deutschland: NSU“, national und international preisgekrönt. Und im öffentlichen Diskurs wie in der Politik fehlt diese Haltung erst recht. Auch ich habe das erst erkannt durch meine Tätigkeit als Ombudsfrau für die Hinterbliebenen und Verletzten der Kölner Anschläge der NSU-Täter.

Das Leid bleibt, denn die Ermordeten kann niemand zurückholen

Wenn vom Leid der Opfer her gedacht würde beim Umgang mit den Leidgeprüften und bei der Terrorbekämpfung, könnte vieles besser laufen. Sollte es künftig in der Opferbetreuung auch unbürokratischer und großmütiger zugehen, wie es Kurt Beck fordert, der die Interessen der Angehörigen der Terroropfer vom Breitscheidplatz vertritt, das Leid bleibt, denn die Ermordeten kann niemand zurückholen. Es lässt sich auch nicht wegschließen wie die Akten nach der Urteilsverkündung im Münchner NSU-Prozess.

Also doch weiter so? Nein, da muss jetzt viel mehr kommen, eine Art Schwur der neuen Bundesregierung (Nullfehler-Zielsetzung), um Terroranschläge zu verhindern, koste es, was es wolle.0

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