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Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer bei der Kundgebung am Brandenburger Tor

© ImagoAndreas Friedrichs

Altbekannte oder neue Bewegung?: Wen der „Aufstand für den Frieden“ tatsächlich anzog

Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer träumen nach ihrer Demonstration von einer neuen Friedensbewegung. Doch ist unklar, wie diese konkret aussehen würde.

Am Ende ihrer gemeinsamen Versammlung träumen Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer von etwas viel Größerem.  „Das ist doch ganz klar der Anfang einer Bürgerbewegung“, analysiert die Frauenrechtlerin Schwarzer. Man wolle sich nun anfangen zu organisieren, kündigt die Linken-Politikerin Wagenknecht an.

Nach Polizeiangaben folgten etwa 13.000 Menschen den beiden Frauen am Sonnabend ins Berliner Regierungsviertel, um für einen sofortigen Stopp von deutschen Waffenlieferungen in die Ukraine und diplomatische Verhandlungen zu demonstrieren. Sowohl Wagenknecht als auch Schwarzer sehen in der Demonstration den Startschuss für eine neue politische Bewegung. Doch wie würde diese konkret aussehen?

Um diese Frage zu beantworten, ist es hilfreich sich die Teilnehmerklientel der Berliner „Friedensdemonstration“ aus der Nähe anzusehen. Besonders auffallend war das fortgeschrittene Alter vieler Demonstranten, junge Menschen waren kaum zu sehen. Ähnlich wie bei den Protesten der Querdenken-Bewegung überwog die sogenannte Boomer-Generation im Teilnehmerspektrum. Vor allem vor der Bühne sammelten sich tausende Anhänger der Links-Partei und Mitglieder der Friedensbewegung.

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Mindestens 1000 ehemalige Teilnehmer schlossen sich weiterer Demo an

Nicht unbedingt dominierend, aber dennoch in relativ hoher Zahl präsent und geduldet waren Verschwörungsideologen und Querdenker. So waren zahlreiche Symbole der „Basis“-Partei zu sehen, einzelne Demonstranten forderten auf Plakaten die Freilassung von Querdenken-Gründer Michael Ballweg.

Teilnehmer trugen Flaggen der rechtsextremen „Freien Sachsen“ oder des Brandenburger Ablegers „Freie Brandenburger“. Dazu kamen bekannte Akteure der Szene wie der Dresdner Chef von Querdenken, Marcus Fuchs, der Berliner Arzt Paul Brandenburg oder Putin-Propagandist Wjatscheslaw Seewald, der eine Flagge der Sowjetunion in den Himmel streckte.

Mindestens tausend ehemalige Teilnehmer der Wagenknecht-Demonstration schlossen sich nach dem Ende der Kundgebung einem weiteren Protest am Potsdamer Platz an. Dieser war von rechten und verschwörungsideologischen Gruppierungen geprägt und offenbar auch angemeldet.

Zwar wurde bei der Wagenknecht-Demonstration zu Beginn versucht, den Chefredakteur des rechtsextremen „Compact“-Magazins, Jürgen Elsässer, aus der Demonstration zu drängen, doch so richtig funktionierte das nicht. Wenig später tauchten auch auf der Straße des 17. Juni „Compact“-Fahnen vor der Bühne auf.

Gleichzeitig waren zahlreiche AfD-Politiker wie der sächsische Landesvorsitzende Jörg Urban, das Berliner Abgeordnetenhausmitglied Gunnar Lindemann, Hans-Thomas Tillschneider aus Sachsen-Anhalt und die Brandenburger Abgeordneten Lars Hünich und Lars Günther, vor Ort. Auf einigen Plakaten waren NS-verherrlichende Parolen zu lesen.

Rassistische Beleidigungen gegen Ukrainer

Zwar blieb die Wagenknecht-Demonstration im Großen und Ganzen friedlich, doch insbesondere bei der An- und Abreise kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen mit proukrainischen Gegendemonstranten.

13.000
Demonstranten folgten Wagenknecht

Vor der russischen Botschaft blieb es nicht bei verbalen Konflikten, vereinzelt wurden Menschen mit ukrainischen Symbolen auch körperlich angegangen.

Dazu kamen rassistische Attacken gegen ukrainische Flüchtlinge, die auf dem Mittelstreifen des Boulevards Unter den Linden demonstrierten. Mehrmals war der Satz „Verpisst euch aus unserem Land“ zu hören.

Insgesamt erinnerte das Publikum bei Wagenknecht und Schwarzer zumindest in Teilen an das Spektrum der sogenannten „Friedensmahnwachen“, die im Jahr 2014 den Beginn einer Querfront von rechts und links markierten.

Insofern ist es zumindest fraglich, ob Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer mit ihrer Demonstration am Sonnabend tatsächlich den Auftakt einer neuen Friedensbewegung bildeten oder vielmehr eine alte, längst vergessene wieder zurück auf die Straße holten und vereinten.

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