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Nichts läuft mehr aktuell. Adidas in Berlin.

© Axel Schmidt / Reuters

Alle gegen Adidas: Was im Mietenstreit vergessen wird

Adidas und andere City-Mieter wollen ihre Zahlungen kappen. Das ist zwar unsolidarisch, dennoch machen es sich die Kritiker zu einfach. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Jost Müller-Neuhof

Alle auf Adidas: Seit der Sportartikelhersteller trotz seiner famosen Gewinnzahlen angekündigt hat, die Mietzahlungen für seine Einkaufshallen vorübergehend auszusetzen, weisen die drei Streifen einen Image-Knick auf.

Der Top-Ausrüster der Fußballnation stellt sich, offenkundig ohne Not, in die erste Reihe der Corona-geschädigten Wirtschaftsunternehmen, die für sich Ausnahmen beanspruchen. Andere Marken wie Deichmann und Puma folgen, die für Toplagen in den Shoppingzentren sonst die üblichen Topmieten zahlen müssten.

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Das sieht unschön und unsolidarisch aus, zumal der Eindruck entstanden ist, der Konzern nutze dazu die aktuelle Pandemie-Gesetzgebung aus. Sie sieht einen Kündigungsschutz bei Zahlungsrückständen bis zum September vor. Adidas-Chef Kaspar Rorsted bestreitet einen Zusammenhang. Doch der Schutz gilt theoretisch auch für Gewerbemieter. Ob erwünscht oder nicht, dient die Rettungsklausel jetzt auch zahlungskräftigen Unternehmen als Druckmittel. Ein Manager wäre keiner, würde er nicht auch damit kalkulieren.

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Das Gesetz will, dass weiter gezahlt wird

Das sieht nicht nur unschön aus, das ist es auch. Denn genau dies wollte der Gesetzgeber vermeiden: dass Mieter, die zahlen können, ihre Überweisungsaufträge stornieren. So steht es auch in der Gesetzesbegründung, der zufolge die Pflicht zur Mietzahlung „im Grundsatz bestehen“ bleiben soll.

Spielt deshalb einer Foul, der sonst Konsumbedarf für Fairness produziert? So einfach ist es nicht. Nach Touristik und Gastronomie ächzen auch Handel und Hersteller, die Umsatzeinbrüche allein mit Internet und Versand nicht auffangen können. 

Gerade Branchen mit einem Modegeschäft stehen unter Druck. Die Ware füllt die Lager, der Absatz stockt. Den Vermietern der lukrativen Flächen dürfte die Entwicklung gleichfalls Sorge bereiten. Die Großfilialisten sind oft die Einzigen, die ihre Preise zahlen können. Dass sie untergehen, wird man verhindern wollen.

Die Lasten der Krise müssen geteilt werden

Die Lasten der Krise zu teilen, ist deshalb unabhängig von der Rechtslage der einzige Ausweg. Man darf es dem Adidas-Chef abnehmen, wenn er sagt, einige Vermieter seien schon von sich aus an ihn herangetreten. 

Regelmäßig handelt es sich um Investitionsgemeinschaften, die es sich leisten könnten, ihre Forderungen zu stunden – und um mehr als dies geht es vorerst auch nicht. Allerdings trifft die Krise schon jetzt schwächere Partner.

Hier wird man sich etwas überlegen müssen, wenn die Ausfälle andauern und mit den hochgefahrenen Kreditangeboten nicht mehr zu überbrücken sind. Wenn die Adidasdiskussion dazu führt, hätte sie doch noch ihr Gutes.

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