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Alexander Dobrindt.

© Kay Nietfeld/dpa

"Konservative Revolution der Bürger": Alexander Dobrindt hält die Wähler für dumm

AfD und bayerische Landtagswahl fest im Blick, geißelt der CSU-Landesgruppenchef eine gefühlte Diktatur der Alt-68er. Fast wäre das lustig. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ruth Ciesinger

Alexander Dobrindt will die „konservative Revolution der Bürger“. Dobrindt, das ist dieser Maut-Minister, der auf dem Höhepunkt des Dieselskandals im vergangenen Sommer sein Amt nur deshalb nicht verlor, weil ohnehin im September gewählt wurde. Sein Aufruf in Richtung rechtes Parkett, den die „Welt“ am Donnerstag veröffentlicht hat, steht ganz gut in dieser Tradition.

Ja, die CSU hat große Angst davor, bei der Landtagswahl in Bayern in diesem Jahr die absolute Mehrheit deutlich zu verpassen und weitere Stimmen an die AfD zu verlieren. Aber - und das hätte gerade die CSU aus ihrem Bundestagswahlkampf lernen können - gewählt wird am Ende lieber das Original.

Von solchen Überlegungen sichtlich nicht geleitet, geißelt Dobrindt die „Dominanz“ einer „Minderheit der 68er“ über eine „bürgerliche Mehrheit“, die seine Revolution hinwegfegen soll. Hat also Angela Merkel als erklärte Alt-68erin zwölf Jahre lang das Land regiert? Und was machte CSU-Mann Dobrindt selbst in den vergangenen vier Jahren am Kabinettstisch? 

Wahlen gewinnt man auch in Bayern nicht am äußersten rechten Rand der Gesellschaft. Nicht allzu viele Wähler honorieren, wenn man - so wie Dobrinth - Rassisten, Angstpredigern, Spaltern und Hetzern hinterher rennt. Wer sich in diesem Sumpf wohl fühlt, wählt mit der AfD das Original.

schreibt NutzerIn heiko61

Fast wäre es lustig, wäre es nicht so uninspiriert stumpf, was der CSU-Landesgruppenchef da so vor sich hin formuliert. Was will er denn, außer einer Rückkehr ins Deutschland von 1958, was aus diversen Gründen schwierig bis unmöglich ist? Dobrindt zählt einige aus seiner Sicht essentiell-bürgerlich-deutsche Punkte auf, die an die „Wir-sind-nicht-Burka-Liste“ des Bundesinnenministers aus dem Frühjahr erinnern, ganz vorne steht da: In unseren Klassenzimmern hängen Kreuze. Das ist seit Jahren so selbst in Bayern nicht mehr flächendeckend der Fall und auch gesellschaftspolitisch nicht abendfüllend. 

Gegen "Sozialismus, Ökologismus und Islamismus"

Klar wird, dass Dobrindt „Sozialismus, Ökologismus und Islamismus“ nicht mag, aber wen will er damit eigentlich erreichen? Diejenigen, die sich von heimtückischem Umweltschutz genauso bedroht fühlen wie von Terroranschlägen? Wenn Dobrindt dann andererseits die Wertschätzung und den Erhalt von Schöpfung und Natur als hohes Gut rühmt, ist das Kuddelmuddel perfekt und klar: Die Welt - auch in Bayern - ist ein bisschen zu komplex und divers für die eine Lösung für alle geworden.

Am ärgerlichsten und gefährlichsten aber ist, dass Dobrindt diejenigen, deren Stimmen er will, offenbar für ziemlich dumm hält. Denn wer wirklich eine wie auch immer geartete Revolution will, der arbeitet gerade nicht daran, die bisherige Regierungskoalition mit den Sozialdemokraten fortzusetzen. Das wissen auch die Wähler.

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