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In Sachsen, wo das Coronavirus besonders grassiert, warnt Ministerpräsident Michael Kretschmer  (CDU) vor zu viel Mobilität. 

© Sebastian Kahnert/dpa

Alarmierende Pandemie-Lage: Ministerpräsidenten warnen vor Überlastungen und zu wenig Impfdosen

Noch immer stecken sich zu viele Menschen mit dem Coronavirus in Deutschland an. Aus der Politik mehren sich nervöse Stimmen mit unterschiedlichen Befürchtungen.

Angesichts weiterhin hoher Infektionszahlen in Deutschland mehren sich die Stimmen alarmierter Länderchefs. Allerdings sind die Warnungen ganz unterschiedlicher Art:

Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) sagte am Mittwoch in einer Regierungserklärung, das Gesundheitssystem stehe „ernsthaft kurz vor der Überlastung“ und die Krankenhäuser hätten „die Grenzen ihrer Belastbarkeit“ bereits erreicht. Vor allem beim Pflegepersonal gebe es „erhebliche Engpässe“, das für die Versorgung von Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen dringend notwendig ist. 

Der seit Mittwoch geltende Lockdown im ganzen Land sei daher unumgänglich gewesen. Ziel müsse es sein, eine Sieben-Tage-Inzidenz von 50 und weniger zu erreichen: „Erst dann haben wir die Pandemie unter Kontrolle“, und erst dann könnten Einschränkungen gelockert werden. Die Sieben-Tage-Inzidenz von 50 bezeichnet eine Rate von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche.

Eine andere Sorge treibt den Regierungschef des kleinsten Bundeslandes Bremen um: Andreas Bovenschulte (SPD) warnte am Mittwoch, dass zu wenige Impfdosen in Deutschland gegen die Covid-19-Erkrankung verfügbar sein könnten. Die voraussichtliche Zulassung eines Impfstoffes durch die Europäische Arzneimittelagentur könnte bereits am 21. Dezember erfolgen.

„Nach neuesten Meldungen soll es für Deutschland nur etwa drei bis vier Millionen Dosen bis Ende Januar geben“, sagte der SPD-Politiker in seiner fünften Regierungserklärung zur Corona-Pandemie in der Bremer Bürgerschaft. Heruntergerechnet auf den Stadtstaat wäre laut Bovenschulte gerade einmal Impfstoff für 15.000 bis 20.000 Menschen verfügbar. 

Bremens Regierungschef kritisiert schleppende Zulassung

„Da hatte ich mir viel mehr erhofft. Das darf eindeutig nicht das letzte Wort des Bundesgesundheitsministers sein. Wir brauchen eine wesentlich bessere Versorgung“, betonte Bovenschulte. Es dürfte nicht passieren, dass Europa, Deutschland und damit auch sein Bundesland nur sehr zögerlich die notwendigen Impfdosen bekämen, während diese an anderer Stelle der Welt schon verwendet würden.

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In den USA und Großbritannien werden nach einer Notfallzulassung bereits Menschen mit dem Wirkstoff des deutschen Herstellers BioNTech und des US-amerikanischen Pharmakonzerns Pfizer geimpft. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) stellte am Dienstag in Aussicht, dass 60 Prozent der deutschen Bevölkerung bis Ende des Sommers 2021 geimpft sein könnten – und eine Rückkehr zur Normalität vor der Corona-Pandemie schrittweise möglich sei. 

Von Normalität weit entfernt ist die Infektionslage in Sachsen, wo Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) regiert: Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete am Mittwoch eine Sieben-Tages-Inzidenz von 407,1, dem mit Abstand höchsten Wert aller Bundesländer. 

Dort warnte Kretschmer am selben Tag, dass die Mobilität von Menschen für die Bekämpfung der Pandemie „pures Gift“ sei. Dabei verwies der CDU-Politiker im Landtag auf Auswertungen des RKI, nach der in den beiden Bundesländern Sachsen und Thüringen vergleichsweise viele Menschen unterwegs sind, also die sogenannte „Binnenmobilität“ am höchsten ist. (mit AFP, dpa)

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