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Die Freien Wähler und ihre Abtrünnigen: Aiwanger: Wir sind froh, dass sie weg sind

Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger über falsche Anhänger und die Unterschiede zur neuen Partei AfD.

Herr Aiwanger, was unterscheidet denn die Freien Wähler von der „Alternative für Deutschland“?
Dass wir eine traditionsreiche, unabhängige und von unten gewachsene Kraft sind, die in der Kommunalpolitik seit Jahrzehnten verwurzelt ist. Die AfD wurde von oben her gegründet, ohne echte Basis. Dafür hat sie offenbar mächtige Geldgeber in der Hinterhand. Aus meiner Sicht wird da nur ein Theaterstück aufgeführt.

Die Konkurrenz hat Zulauf. Ist Ihre Kritik an der deutschen EU-Politik zu halbherzig?

Es geht uns nicht darum, mit möglichst radikalen Positionen aufzufallen. Dann könnten wir auch die Todesstrafe verlangen. Das Weiter-so von Kanzlerin Angela Merkel ist genauso falsch wie der Austritt aus der Euro-Zone, den die AfD fordert. Der richtige Weg liegt dazwischen: ja zu einem soliden Euro, nein zu einer Rettungsschirm-Politik.

In Berlin ist fast der komplette Landesvorstand der Freien Wähler zur AfD gewechselt. Und Ihr Spitzenmann für die Bundestagswahl, der Adenauer-Enkel Stephan Werhahn, ist zurück zur CDU. Was läuft schief bei den Freien Wählern?

Gar nichts. Das war ein Sortierungsprozess, die Spreu hat sich vom Weizen getrennt. Wegen unserer Kritik an der Euro-Politik sind auch viele zu uns gekommen, die nur dachten, über dieses Trittbrett fahren zu können. Sie waren nicht integrierbar und im Herzen nie bei uns. Wir sind froh, dass sie weg sind.

Wofür stehen die Freien Wähler denn im Bund – außer für Kritik an der EU-Politik?

Wir stehen für unabhängige Politik mit gesundem Menschenverstand. Unabhängig heißt: keine großen Parteispenden, kein Lobbyeinfluss auf politische Entscheidungen, den wir heute bei allen Parteien beklagen. Und für uns ist kommunale Erfahrung der Ratgeber, nicht irgendeine Ideologie.

In Bayern gelten Sie als Königsmacher. Rot- Grün kommt ohne Sie nicht zum Zuge, und die CSU könnte auch auf Sie angewiesen sein. Für wen werden Sie sich entscheiden?

Wenn die Wahl so ausgeht, dass die CSU einen Koalitionspartner braucht, wovon ich ausgehe, und Rot-Grün keine eigene Mehrheit hat, wovon ich ebenfalls ausgehe, werden wir eine Mitgliederversammlung einberufen. Die wird dann entscheiden, mit wem wir gehen.

Im Moment macht der CSU die sogenannte Verwandten-Affäre schwer zu schaffen. Werden Sie davon profitieren?

Ich glaube schon. Die Wähler sehen, dass man diese CSU nicht alleine regieren lassen kann. Kaum dreht man sich um, machen sie ein Schurkenstück. Man muss ihnen ständig auf die Finger schauen.

Können Sie den CSU-Filz denn glaubwürdig kritisieren – wo Sie selber Ihren Schwager auf Staatskosten beschäftigt haben?

Das ist ein großer Unterschied. Mein Schwager saß von morgens bis abends im Büro. Er hat wirklich Arbeit geleistet für sein Geld. Die CSU-Leute hatten so geheim gehaltene Arbeitsverträge, dass man dort anderes vermuten muss. Außerdem war mein Mitarbeiter schon zwei Jahre bei mir beschäftigt, bevor er meine Schwester geheiratet hat. Und die Beschäftigung von Verwandten dritten Grades ist bis heute erlaubt. Das wird jetzt nur per Rundumschlag mituntersagt, weil diese Leute ihren Hals nicht voll bekommen haben.

Hubert Aiwanger (42) ist Landwirt und Chef der Freien Wähler in Bayern und im Bund, die am Samstag ihr Programm für die Bundestagswahl beschließen.

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