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Dschalaluddin Hakkani, afghanischer Islamist und Gründer des Hakkani-Netzwerks.

© dpa/ Mohammed Riaz

Update

Afghanistan: Taliban bestätigen Tod des Top-Terroristen Hakkani

Seine Organisation zählt zu den gefürchtetsten Gruppen in Afghanistan. Nun ist der Top-Terrorist Dschalaluddin Hakkani nach langer Krankheit gestorben.

Gerüchte von seinem Tod machten seit Jahren schon die Runde: Nun haben die afghanischen Taliban ihren engen Verbündeten Dschalaluddin Hakkani offenbar auch offiziell begraben. Am Dienstag gaben die Aufständischen auf Twitter bekannt, dass der etwa 80-jährige Mudschahedin-Kämpfer und Gründer des berüchtigten Terrornetzwerks Haqqani „nach langer Krankheit“ verstorben sein. Hakkani galt als einer der meistgesuchten Terroristen. Die USA hatten ein Kopfgeld von zehn Millionen US-Dollar auf den Milizen-Führer ausgesetzt.

Dabei waren es vor allem das Geld und die Waffen des US-Geheimdienstes CIA, das Haqqani, einem Islam-Gelehrten, zu einem gefürchteten Kommandeur der islamischen Aufständischen machten. Der Sohn reicher Landbesitzer kämpfte seit den 1970er Jahre mit seiner Miliz gegen die sowjetischen Truppen am Hindukusch.

Haqqani setzte als erster Islamist auf Selbstmordattentate

Später schloss er Freundschaft mit dem damals noch recht unbekannten Al-Qaida-Führer Osama bin Laden, der 1996 in Afghanistan Unterschlupf suchte. Haqqani gibt als der erste Aufständische, der Selbstmordattentate als Kriegsstrategie eingesetzte.

Nach 2001 verbündete sich Haqqani mit den afghanischen Taliban, um gegen die Nato- und US-Truppen in Afghanistan zu kämpfen. Der Top-Terrorist, der immer gute Beziehungen zu Al-Qaida pflegte, operierte nach dem Sturz der Taliban aus Nord-Wasiristan, einer abgelegenen Gegend im Nordosten Pakistans nahe Afghanistan.

Etliche Anschläge auf westliche Ziele in Afghanistan gehen auf das Konto der Haqqanis: So soll die Gruppe für den Anschlag auf die indische Botschaft in Kabul 2008, den Angriff auf eine US-Militärbasis in der afghanischen Provinz Khost und das Attentat auf die US-Botschaft sowie das Nato-Hauptquartier in Kabul 2011 verantwortlich sein.

Dem Netzwerk werden auch Entführungen zugeschrieben

Dem Netzwerk werden auch Selbstmordanschläge auf Zivilisten sowie Entführungen zugeschrieben. 2017 kamen der Kanadier Joshua Boyle und seine Frau, die US-Bürgerin Caitlan Coleman, nach jahrelanger Geiselhaft frei. Auch der US-Soldat Bowe Bergdahl, der im Jahr 2014 freikam, wurde vom Haqqani-Netzwerk festgehalten.

Bereits 2015 kursierten Gerüchte, dass Haqqani tot sei. Damals hatten die Taliban bekannt gegeben, dass ihr gefürchteter Gründer, Mullah Omar, längst tot sei. Es war lange zuvor schon spekuliert worden, dass Haqqani die operative Führung seiner Organisation an Siradschuddin Haqqani, einen seiner zehn Söhne, übertragen hatte. Siradschuddin ist seit 2015 stellvertretender Führer der afghanischen Taliban. Er soll um die 30 Jahre alt sein.

Signal der Taliban für weitere Friedensverhandlungen?

Dass die Taliban nun offiziell den Tod bekannt gegeben haben, könnte ein Zeichen dafür sein, dass die Aufständischen den Boden für weitere Friedensverhandlungen ebnen wollen. Im Juni willigten sie überraschend in eine dreitägige Waffenpause mit der afghanischen Regierung ein. In Katar laufen derzeit Gespräche zwischen den Taliban und den USA zu einer möglichen Einigung, um den 17-jährigen Konflikt am Hindukusch zu beenden.

Zudem erfolgt die Bekanntgabe des Todes nur wenige Tage, nachdem die USA Pakistan die vorgesehene Summe von 300 Millionen US-Dollar am Militärhilfe gestrichen haben. Amerika begründete den Schritt damit, dass Pakistan es an „entscheidenden Aktionen“ gegen die Aufständischen fehlen lassen.

Die US-Regierung hat in der Vergangenheit immer wieder das Haqqani-Netzwerk als Beispiel dafür genannt, dass das islamische Land Terroristen unterstützt, die Anschläge gegen US-Ziele in Afghanistan verüben. Die Haqqanis gelten als der verlängerte Arm des pakistanischen Geheimdienstes in Afghanistan. Immer wieder wurde Pakistans militärischer Geheimdienst ISI beschuldigt, den Haqqanis und seinen etwa 5000 Kämpfern Schutz und Zuflucht zu gewähren.

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