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Politik: Afghanistan: Hungernd und frierend in der Steinwüste

Seit dem 11. September hat die iranische Regierung die Grenze zu Afghanistan abgeriegelt.

Seit dem 11. September hat die iranische Regierung die Grenze zu Afghanistan abgeriegelt. Man will keine neuen Flüchtlinge im Land - und nicht im grenznahen Gebiet. Deshalb, vermutet Pauline Horrill von der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen", verhindert die "Bafia", eine Abteilung des Teheraner Innenministeriums, dass die Menschen im Grenzgebiet ausreichend versorgt werden. Horrill arbeitet in den Lagern Makaki und Mile 46, die wenige Kilometer vom Iran entfernt mitten in der afghanischen Steinwüste liegen.

Zum Thema Online Spezial: Kampf gegen Terror Afghanistan: Wege jenseits der Bomben Bundeswehr-Einsatz: Deutschland und der Krieg Umfrage: Anti-Terror-Kampf ausweiten? Fotostrecke: Krieg in Afghanistan In beiden Lagern, die der iranische Rote Halbmond leitet, leben knapp 6000 Menschen; vor Makaki harren seit Wochen noch mal etwa 2000 Kinder, Männer und Frauen in Sandkuhlen aus. Sie hoffen, teilweise bei Minus-Temperaturen, auf einen Arzt oder etwas zu Essen. Die Mitarbeiter des Roten Halbmondes geben ihnen nichts, und versuchen, andere Hilfsorganisationen ebenfalls daran zu hindern. Als "Ärzte ohne Grenzen" das Verbot, den Flüchtlingen außerhalb der Lager zu helfen, missachtete, wurde den Helfern nahegelegt, sich nicht weiter in Makaki zu engagieren. Die Ärzte blieben und konnten Decken und etwas Essen verteilen.

"Aber das reicht nicht", sagt Horrill. Zudem weiß sie nicht, ob sie die Hilfsmaßnahmen wiederholen darf. In der vergangenen Woche seien bereits drei Kinder vor den Lagern erfroren. In den Lagern sehe es nicht viel besser aus. Der Berliner Arzt Andreas Jansen hat für die Hilfsorganisation "Humedica" in Mile 46 gearbeitet. Er erzählt, der Rote Halbmond habe nur dünne Sommerstoffzelte aufstellen können, die keinen Abzug für die Parafinöfen hätten. Viele Flüchtlinge litten bereits an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung. Weil die Region zudem von der Dürre geplagt wird, kämen viele der Flüchtlinge vor Makaki aus Dörfern innerhalb der Provinz, sagt Horrill.

Eigentlich bräuchten alle Menschen dort Unterstützung für den Winter. Aber dazu sei nur eine große Organisation in der Lage. Die Mitarbeiter des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR dürfen noch nicht nach Afghanistan. Sie appellieren an Iran, die Grenzen zu öffnen. Man verstehe die Probleme der iranischen Regierung, sagt UNHCR-Sprecher Mohammad Nouri. Aber seine Organisation habe die Mittel, die Flüchtlinge zu versorgen. Dann wäre auch die Versorgung der Menschen in Afghanistan einfacher: Noch müssen die ausländischen Helfer jede Nacht zurück in den Iran fahren.

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