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Iranische Kräfte untersuchen die Absturzstelle der ukrainischen Maschine.

© imago images/Xinhua

Absturz Ukraine International Airlines: Schon im Flug in Flammen

Kurz nach ihrem Start in Teheran ist eine Boeing 737-800 der Ukraine International Airlines am Mittwochmorgen abgestürzt. Was ist über das Unglück bekannt?

Der Absturz der Boeing 737-800 der Ukraine International Airlines in Teheran gibt auch Experten Rätsel auf. Die Maschine mit 167 Passagieren und neun Besatzungsmitgliedern an Bord war am Mittwoch mit rund einstündiger Verspätung um 6.12 Uhr Ortszeit von Imam Chomeini International Airport in Richtung Westen gestartet.

Nur zwei Minuten später stürzte sie aus einer Flughöhe von rund 1400 Metern ab. Ein Amateurvideo zeigt, dass bereits im Flug helle Flammen aus der Maschine lodern, bevor sie auf einem Feld aufschlägt und explodiert.

Vertreter der Fluggesellschaft zogen Irans Darstellung eines technischen Fehlers in Zweifel. „Es war eines unserer besten Flugzeuge, mit einer ausgezeichneten, zuverlässigen Mannschaft“, sagte Jewgeni Dychne, Präsident des Unternehmens. Die Boeing war erst dreieinhalb Jahre alt und am Montag gewartet worden.

In Pilotenforen wird kontrovers über die mögliche Ursache diskutiert. Wurde die Maschine mit einer Rakete abgeschossen oder kollidierte sie mit einer Militärdrohne? Zwar mussten iranische Truppen nach ihrem Angriff auf US-Stellungen im Irak einen Gegenschlag befürchten. Dennoch gilt es als zweifelhaft, dass sie so nahe am Flughafen ihrer Hauptstadt ein Zivil- mit einem Militärflugzeug verwechseln konnten.

Auch ein „Uncontained Engine Failure“ könnte den Absturz verursacht haben. Dabei lösen sich Teile im Triebwerk und perforieren dessen Verkleidung. Im April 2018 wurden so in den USA die Kabinenwand und ein Fenster einer Boeing 737 durchschlagen und dabei ein Fluggast getötet. Die Behörden ordneten daraufhin die Überprüfung der Turbinenschaufeln der CFM56-7B-Triebwerke aller Boeing 737 NG an. Auch der ukrainische Jet gehörte zu der betroffenen Baureihe.

Bekommen Boeing-Vertreter Zugang?

Die Suche nach der Absturzursache könnte sich schwierig gestalten. Es ist fraglich, ob der Iran Vertretern von Boeing und der US-Transportsicherheitsbehörde NTSB angesichts der gegenwärtigen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Ländern den Zutritt zur Absturzstelle gestatten wird.

Die geborgenen Flugschreiber gebe man nicht zur Auswertung in die USA, hieß es bereits.

Die jüngsten Ereignisse haben zu einer erneuten Diskussion des Überflugs von Krisengebieten geführt. Denn dabei ist es immer wieder zu Katastrophen gekommen. 1983 schoss ein sowjetischer Kampfjet über Sachalin eine Boeing 747 der Korean Air Lines mit 269 Insassen ab, weil er sie mit einem US-Aufklärungsflugzeug verwechselte.

1988 brachten US-Marinesoldaten im Persischen Golf einen Airbus der Iran Air mit 290 Personen mit Raketenfeuer zum Absturz, weil sie fälschlicherweise an den Angriff eines Kampfjets glaubten. 2014 schossen prorussische Separatisten in der Ostukraine eine Boeing 777 der Malaysia Airlines mit 298 Passagieren und Besatzungsmitgliedern ab.

Neben allen US-Fluggesellschaften haben mittlerweile auch viele andere Airlines wie British Airways, Air France/KLM sowie die Mitglieder der Lufthansagruppe den Überflug von Iran und Irak gestoppt.

Rainer W. During

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