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Alle durchwinken? Bei allem Verständnis für die Coronamisere vielleicht doch keine gute Idee.

© dpa

Abschlussprüfungen: Macht es den Schülern nicht zu leicht!

Corona macht's möglich: Die GEW will nicht nur Abiturienten einfach durchwinken. Vier Vorschläge.

Niemand soll in diesem Jahr sitzen bleiben. So verlangt es die Bildungsgewerkschaft GEW und fordert außerdem den Verzicht auf die Prüfungen für den mittleren Schulabschluss und das Abitur. Das klingt gut. Doch ist es richtig, Marscherleichterung zu erteilen, wenn das am Ende den Ausbildern, den Universitäten und vor allem den Schülern selbst auf die Füße fällt? Die meisten Kinder und Jugendlichen lernen in diesem Schuljahr weniger als sie müssen.

Doch werden jetzt die Standards gesenkt, müssen Berufsausbilder und Hochschulen künftig Bewerber akzeptieren, die die Grundvoraussetzungen für die Ausbildung nicht mitbringen. Wer aber möchte die Heizung einem Installateurgesellen anvertrauen, der dem Berufsschulunterricht nicht folgen konnte? Mit einer Pilotin fliegen, die schwach in Englisch ist? Statt alle durchzuwinken, sollten die Bildungspolitiker sich auf die Qualität des Abschlusses konzentrieren. Denn irgendwann müssen auch die Corona-Jahrgänge den Stand der Vorjahrgänge erreichen. Klüger als die schöne Ansage vom Nicht-Sitzenbleiben wäre es, Schülern, Schulen und Eltern Wahlmöglichkeiten zu geben. Zum Beispiel:

1.Wer den Abschluss in diesem Jahr machen will, macht ihn – und nimmt die möglicherweise schlechtere Abschlussnote in Kauf. Viele brauchen keine besondere Note für Ausbildung oder Studium, viele Hochschulen bieten außerdem Vorbereitungskurse an, in denen der fehlende Stoff vermittelt wird.

2.Die anderen werden in Extrastunden vorbereitet, und bekommen die Wahl, die Prüfung sechs Monate oder ein Jahr zu später machen.

3.Für Nicht-Abschlussklassen können die Ferien im Sommer, im Herbst und zu Weihnachten verkürzt werden - und das in mindestens zwei Jahren.

4.Schüler, Eltern und Lehrer entscheiden gemeinsam, ob die Schulzeit individuell verlängert wird: durch Zusatzunterricht am Nachmittag, durch ein paar zusätzliche Monate, oder durch ein weiteres Schuljahr - vielleicht auch nur in einem oder zwei Fächern.

Kinder und Jugendliche werden noch lange an den versperrten Bildungsmöglichkeiten dieser Wochen zu beißen haben. Das ist bitter, unfair und ungerecht. Zum ehrlichen Umgang mit damit gehört aber, das Versäumte objektiv festzustellen und gute Möglichkeiten zum Nachlernen zu schaffen. Dazu wäre es gut, die Vokabel „Sitzenbleiben“ zu streichen. Am besten für immer.

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