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Müde Appelle? Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei einer Pressekonferenz.

© imago images/Metodi Popow

80 Prozent Erstimpfungen bis Ende Januar: Kanzler Scholz hat sein Impfziel klar verfehlt

Die Impfunwilligkeit in der Bevölkerung und „kommunikative“ Schwächen der Regierenden seien der Grund. Mit dem aktuellen Tempo wird das Ziel Ende Mai erreicht.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sein ausgegebenes Impfziel erneut klar verfehlt. Statt 80 Prozent aller Bundesbürger sind am 31. Januar laut dem aktuellen Stand des Robert-Koch-Instituts (RKI) 75,8 Prozent gegen das Coronavirus erstgeimpft.

Scholz hatte dieses Ziel bereits vor Weihnachten ausgegeben, damals mit einer Frist bis zum 7. Januar. Nachdem dieses erste Ziel nicht zu erfüllen war, hatte er einen erneuten Termin genannt, nämlich das Ende des Monats Januar – und scheitert damit erneut. Der Bundeskanzler war in der Corona-Politik schon mehrfach mit ambitionierten Ankündigungen aufgefallen.

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Nur rund 63 Millionen Menschen erhielten seit Pandemiebeginn dem RKI zufolge die erste Impfung gegen Covid-19. Aber gut 20,2 Millionen Deutsche fehlen noch. Auch wenn das RKI auf eine mögliche Untererfassung der Impfstatistik hinweist, die bis zu fünf Prozent betragen könne, bleiben noch immer mindestens 16 Millionen Ungeimpfte.

Besonders dramatisch ist die Impflücke bei den über 60-Jährigen, denen verstärkt lebensbedrohliche Verläufe bei einer Infektion drohen: 11,4 Prozent der Senioren sind laut RKI noch ungeimpft. Das sind mehr als 2,7 Millionen Bürger, die sich durch die aktuelle Omikron-Welle in akuter Gefahr befinden.

Das Ziel sei „verfehlt worden“, räumte auch Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Montag ein. Als Grund nannte er die Impfunwilligkeit in der Bevölkerung sowie „kommunikative“ Schwächen der Regierenden. „Man kann sagen, das hat nicht geklappt.“

Hebestreit verwies auf eine neue große Werbekampagne für Corona-Impfungen, die kürzlich angelaufen war. Einen Zusammenhang zwischen verstärkten Rufen nach weniger Schutzmaßnahmen und der sinkenden Impfbereitschaft wollte Scholz' Sprecher aber nicht erkennen.

Der Blick in die RKI-Statistik verrät: Nicht nur liegt die reale Impfquote weit unter der von Scholz angestrebten, die aktuellen Zahlen weisen auch einen Abwärtstrend auf. Ließen sich Mitte des Monats, vom 17. bis zum 23. Januar, noch gut 306.000 Menschen zum ersten Mal impfen, waren es in den vergangenen sieben Tagen (vom 24. bis zum 30. Januar) nur noch etwas mehr als 217.000 Menschen.

Mit dieser Zahl rückt Scholz' Ziel in noch weitere Ferne als ohnehin schon. Setzte sich die Impfkampagne im gegenwärtigen Tempo fort – und nähme dieses Tempo nicht sogar noch weiter ab –, dann erhielten erst am 23. Mai 80 Prozent aller Deutschen die erste Vakzin-Dosis.

Um diese Quote bis zu einem näheren Datum, etwa dem 28. Februar, zu erreichen, müsste sich die Zahl der Impfwilligen dagegen um gut das Vierfache steigern. In jeder der vier bis dahin verbleibenden Wochen müssten sich rund 874.000 Menschen die erste Impfung injizieren lassen.

Das sind Zahlen, die zum letzten Mal Mitte Juli erreicht wurden – als noch sehr viele Menschen bereit zur Erstimpfung waren. Viele von ihnen lassen sich nun zum dritten Mal impfen: die Zahl der Booster- übersteigt die der Erst- und Zweitimpfungen aktuell um ein Vielfaches. 217.000 Erstimpfungen in den vergangenen sieben Tagen stehen mehr als 1,8 Millionen Booster-Impfungen gegenüber. (mit AFP)

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