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Ersthelfer versorgen einen Verletzten in der Nähe des Ortes, an dem sich die Explosion am Sonntagabend ereignete.

© REUTERS/Tumay Berkin

Update

Türkei: 34 Tote bei Explosion in Ankara

Bei der Explosion einer Autobombe in der türkischen Hauptstadt solle es nach Medienberichten zahlreiche Tote und Verletzte gegeben haben.

Ein Feuerball, ein Funkenregen, Menschen, die um ihr Leben rennen: Aufnahmen einer Überwachungskamera im Herzen Ankaras dokumentierten am Sonntagabend die Wucht des zweiten tödlichen Autobombenanschlages in der türkischen Hauptstadt innerhalb eines Monats. Mindestens 37 Menschen starben, 125 Menschen wurden verletzt, als unbekannte Täter am Kizilay-Platz ein offenbar mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug in einen Nahverkehrsbus rammten, teilte Gesundheitsminister Mehmet Müezzinoglu am Sonntagabend mit. Die Bluttat markierte eine neue Dimension des Terrors, denn sie war ganz offensichtlich gegen Zivilisten gerichtet. Der erste Tatverdacht fiel auf militante Kurden. Die türkische Regierung verhängte eine Nachrichtensperre über den Anschlag. Offizielle Verlautbarungen sind davon aber nicht betroffen.

Im Internet kursierten nach dem Anschlag am Sonntag Berichte von bis zu 130 Toten, doch wurde dies nicht offiziell bestätigt. Die Art des Anschlags vom Kizilay-Platz erinnerte an das Attentat vom 17. Februar, als ein kurdischer Extremist in Ankara einen Wagen in einen Militärkonvoi steuerte und 28 Menschen tötete. Die türkische Regierung machte für die Tat vom Februar die syrisch-kurdische Miliz YPG verwantwortlich, die zum Umfeld der türkisch-kurdischen Rebellengruppe PKK gehört. Zu der Tat bekannte sich jedoch die Gruppe TAK, eine Unterorganisation der PKK in der Türkei selbst.

Mehrere Fahrzeuge wurden bei der Detonation des mit Sprengstoff beladenen Autos stark beschädigt.

© dpa

Zu dem Anschlag vom Sonntag lag zunächst keine Bekennererklärung vor, auffällig war jedoch der Zeitpunkt. Nur wenige Stunden vor der Explosion hatten die Behörden im kurdischen Südosten der Türkei in zwei Gebieten neue Ausgehverbote verhängt, um gegen PKK-Trupps dort vorzugehen. Laut Medienberichten sollten insgesamt rund 20.000 Polizisten und Soldaten für die Offensiven der Sicherheitskräfte in Nusaybin und Yüksekova aufgeboten werden. Mit ähnlichen Aktionen war der türkische Staat in den vergangenen Monaten auch in anderen Regionen des Kurdengebietes gegen PKK-Einheiten vorgegangen, die sich in mehreren Städten verschanzt hatten. Mehr als tausend Rebellen sollen dabei getötet worden sein.

Die regierungsnahe Zeitung „Sabah“ berichtete am Montag, vermutet werde, dass sich eine Selbstmordattentäterin der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK in die Luft gesprengt habe. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte, es gebe „konkrete Informationen über die Terrororganisation, die diesen feigen Angriff ausgeführt hat“

Der Ort der Detonation ist ein Verkehrsknotenpunkt in Ankara. Auch ein Bus wurde völlig zerstört.

© dpa

Der Anschlag vom Sonntag rund vier Wochen nach dem Blutbad vom Februar war die dritte schwere Gewalttat in Ankara innerhalb von fünf Monaten: Im Oktober hatten sich Anhänger des "Islamischen Staates" (IS) bei einer Demonstration linker und kurdischer Gruppen in die Luft gesprengt und mehr als 100 Menschen getötet. Im Januar tötete ein IS-Mitglied im Zentrum von Istanbul außerdem zwölf deutsche Touristen.

In sozialen Medien in der Türkei wurde deshalb am Abend scharfe Kritik am türkischen Geheimdienst MIT laut. Die US-Botschaft in der türkischen Hauptstadt hatte in den vergangenen Tagen vor einer erhöhten Anschlagsgefahr gewarnt – doch der MIT sei offensichtlich machtlos gegen die Terroristen, schrieb ein Twitter-Nutzer.

Der Zugang zu den sozialen Netzwerken wurde in der Türkei nach dem Anschlag zeitweise unmöglich; der Grund dafür war unklar. Von der türkischen Regierung lag zunächst keine Stellungnahme vor. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu berief ein Dringlichkeitsreffen mit engen Beratern ein. Ein Gericht verbot die Verbreitung von Bildern von Verletzten oder Todesopfer nach dem Anschlag.

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