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Ein Wagen und ein Roller brennen vor einer Autohandlung am 1. Mai in Paris.

© Alain JOCARD/AFP

Update

1. Mai in Frankreich und der Türkei: Straßenschlachten in Paris, 80 Festnahmen in Istanbul

Frankreich ringt um die Reformen von Präsident Macron. Mehr als tausend Vermummte greifen in der Hauptstadt Sicherheitskräfte an. In der Türkei geht die Polizei hart gegen Demonstranten vor.

In Frankreich und der Türkei lief der Tag der Arbeit nicht ohne teils schwere Auseinandersetzungen ab. Am Rande der Mai-Demonstration in Paris lieferten sich am Dienstag mehr als tausend Vermummte Straßenschlachten mit der Polizei, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Im Osten der französischen Hauptstadt griffen die Demonstranten die Beamten mit Wurfgeschossen an, zertrümmerten Autos und Fensterscheiben und steckten Fahrzeuge in Brand. Einige plünderten eine McDonald's-Filiale. Die Polizei reagierte mit dem Einsatz von Tränengas und Wasserwerfern. In Istanbul ging die türkische Polizei mit großer Härte gegen Demonstranten vor. Sie nahm nach eigenen Angaben 84 Menschen fest.

Die Polizei in Paris gab die Zahl der Vermummten mit rund 1200 an. Fernsehbilder zeigten unter anderem brennende Mülltonnen und beschädigte Bushäuschen. Nach Polizeiangaben wurden rund 200 Personen festgenommen, die dem „schwarzen Block“ zugerechnet werden. Dieser Begriff bezeichnet in der Regel gewaltbereite Aktivisten aus dem linksextremen Spektrum. Bei drei der Festgenommenen wurden nach Polizeiangaben illegale Waffen entdeckt.

Präsident Emmanuel Macron sprach von "Gewaltakten", deren Urheber "identifiziert und zur Rechenschaft gezogen" würden. Er kündigte eine Strafverfolgung der Täter mit "absoluter Entschlossenheit" an. Der Vorsitzende der oppositionellen Republikaner, Laurent Wauquiez, wertete die Ausschreitungen als "Staatsversagen". Die Krawalle gäben "ein schreckliches Bild von unserem Land" ab, kritisierte er.

Innenminister Gérard Collomb verurteilte "mit Nachdruck" die "Gewalt und Sachbeschädigungen" am Rande der Demonstration zum Tag der Arbeit. „Alles wird getan, um diese schweren Störungen der öffentlichen Ordnung zu beenden und die Urheber dieser unerhörten Taten aufzugreifen“, erklärte er auf Twitter.

Die Sicherheitskräfte hatten zuvor mit Ausschreitungen gerechnet. "Extremistische Gruppen" wollten den Tag zu einem "großen revolutionären Treffen machen", hatte sie erklärt. In anderen französischen Städten blieb es bei den traditionellen Mai-Demonstrationen der Gewerkschaften zunächst ruhig. Auch in Paris hatten anfangs zehntausende Menschen friedlich demonstriert.

In Frankreich ist in den vergangenen Wochen der Zorn vieler Arbeitnehmer über die Reformen von Präsident Macron gewachsen. Seit Anfang April hat es zahlreiche Streiks im Öffentlichen Dienst gegeben, insbesondere bei der Bahn. Macron will die Staatsbahn SNCF wettbewerbsfähiger machen und den beamtenähnlichen Status der Bahnbeschäftigten abschaffen. An den Mai-Demonstrationen nahmen am Dienstag besonders viele Bahn-Beschäftigte teil.

26.000 Polizisten in Istanbul riegeln zentrale Plätze komplett ab

In Istanbul war die Polizei mit rund 26.000 Beamten im Einsatz. Zentrale Plätze und Straßen in der Innenstadt waren komplett abgeriegelt. Der zentrale Taksim-Platz war vollständig gesperrt, ebenso wie die berühmte Istiklal-Einkaufsstraße. Geschäfte blieben geschlossen. Als Demonstranten versuchten, auf den Taksim-Platz vorzudringen, schritt die Polizei ein. Bei den Festnahmen drückte die Polizei viele Demonstranten erst auf den Boden und fesselte sie dann. Das Großaufgebot der Polizei wurde nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu unterstützt von drei Hubschraubern, 85 Wasserwerfern und 67 gepanzerten Fahrzeugen.

Unterdessen nahmen tausende Menschen an der offiziellen Maikundgebung in Istanbul teil. Genehmigte Demonstrationen gab es darüber hinaus in Ankara und Izmir.

Der 1. Mai gibt in Istanbul traditionell Anlass zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, allerdings verstärkten die Behörden die Sicherheitsvorkehrungen zuletzt massiv. Indes verschärften sich die innenpolitischen Spannungen nach der Ankündigung vorgezogener Parlaments- und Präsidentschaftswahlen für den 24. Juni durch Staatschef Recep Tayyip Erdogan. (AFP, dpa)

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