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Politik: … wir Allerhasen feiern

Heute ist Feiertag, gestern war Feiertag, morgen ist auch Feiertag. Und zwar war gestern Allerheiligen, heute ist Allerseelen und morgen ist Allerhasen.

Heute ist Feiertag, gestern war Feiertag, morgen ist auch Feiertag. Und zwar war gestern Allerheiligen, heute ist Allerseelen und morgen ist Allerhasen.

Allerhasen ist wahrscheinlich nicht jedem geläufig. Es ist der Tag des heiligen Hubertus, und wenn der Klerus sich ein Scherzchen machen will, nennt er ihn eben Allerhasen, den Tag, nicht den Hubertus. Der wiederum ist Schutzpatron der Jäger, und man kann nur hoffen, dass er in diesen Tagen sein Patronat auch auf die Jagdbeute ausdehnt.

Im sächsischen Wald nämlich springt ein munteres Rehlein über Feld und Auen. Was an sich nichts Besonderes ist, dieses Sachsen-Reh aber ist schneeweiß. Und dies ist so manchem Waidmann gar nicht recht, ein Reh hat offensichtlich schwarzbraun wie die Haselnuss zu sein und sonst nichts. Sachsens Jagdpräsident, ja, so etwas gibt es, will dem Kitz deshalb ans Fell. Also, Doktor Günter Giese, Präsident des Sächsischen Jagdverbandes, sagt: „Das weiße Reh ist eine Mutation. Und die gehören nicht in die Wildnis, sie müssen geschossen werden.“

Fairerweise muss allerdings erwähnt werden, dass auch weniger schießwütige Zeitgenossen, Zoologen und Wildwissenschaftler, artfremdes Weiß in der Natur nicht gerne sehen. Vor zwei Wochen sollte oben in Norwegen ein weißer Elch aus dem Verkehr gezogen werden, und nun wird auch dem kleinen Sachsen-Kitz vorgeworfen, es würde bei Paarung mit den Normalos die genetischen Grundlagen des gesamten Rehbestands gefährden und ihn mit seiner biosynthetischen Störung und den fehlenden Pigmenten anstecken. Am Ende hüpften dann unzählige Albinos durchs Geäst. Diese Wissenschaftler fordern zwar nicht den Tod, so aber doch den sofortigen Wegschluss.

Ja, sind denn alle von Sinnen? Werden in Sachsen keine Märchen mehr gelesen? Das weiß doch jedes Kind, dass ein weißes Reh kein weißes Reh ist, sondern nur die verwandelte schönste Prinzessin des Landes, der mit Liebe und Hege und Pflege begegnet werden muss.

So wie bei Heinrich Heines Almansor, der sein weißes Reh tot wähnt, es mit einem Trauerlied beklagt, so traurig und arg, dass das Rehlein erwacht und Zuleima ist, die schöne Tochter Alis. Ach, ist das ein Jauchzen und Herzen. Wie wollen die Sachsen das verantworten?

Zumal der Sachsen-Albino bisher noch nicht unangenehm aufgefallen ist, und die etwaige Jagdmotivation, es sei ein Problem-Reh, völlig haltlos wäre. Ein munteres Rehlein nur, mit einer Sehschwäche halt. Also St. Hubertus, walte deines Amtes und lass es an Allerhasen nicht seelenlos zugehen.uem

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