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Berlin: Ein Mann zündet sich einen Joint an.  Foto: Hannes P Albert/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Hannes P Albert

„Nur keine Panik“: Das denkt die Tagesspiegel-Community über Cannabisgeruch in der Öffentlichkeit

Viele Bundesbürger empfinden das Cannabisaroma als unangenehm, besonders in der Außengastronomie. Was unsere Leserinnen und Leser zu diesem Streitthema zu sagen haben, erfahren Sie hier.

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Künftig wird in der Außengastronomie wohl vermehrt der markante Marihuanadunst zu vernehmen sein. Doch knapp jeder zweite Bundesbürger stört sich am typischen Geruch von Cannabis. 

Der krautige Dunst sei „sehr unangenehm“ oder „eher unangenehm“, sagten 30 beziehungsweise 18 Prozent der Befragten in einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur.

Seit dem 1. April dürfen Erwachsene in Deutschland Cannabis in bestimmten Mengen anbauen, besitzen und konsumieren. Gastronomen allerdings können den Konsum von Joints in Ihrem Geschäftsbereich einschränken.

Die Vorstellung, zukünftig in Biergärten oder Restaurants vermehrt Cannabiswolken ausgesetzt zu sein, hat in der Tagesspiegel-Community zu kontroversen Diskussionen geführt.

Ist bald das halbe Land bekifft? Wird in Hinblick auf andere, legale Rauschmittel mit zweierlei Maß gemessen? Und was sollten Gastronomen jetzt tun? Lesen Sie hier eine redaktionelle Auswahl von Kommentaren unserer Leserinnen und Leser.


Pat7
Passivrauchen egal ob von Tabak oder Gras ist gesundheitsschädlich. Wer sich selbst schädigen will, Bitteschön, aber hört auf, anderen Intoleranz vorzuwerfen, die auf ihre Gesundheit und die Gesundheit ihrer Kinder achten.


freddypad
Faszinierend, wie viele Menschen nun gleich Angst bekommen, dass jetzt Horden an Kiffern die Gastronomie stürmen werden und überall kiffen und alle passiv mitrauchen müssen. Ich sage: keine Panik, dies wird wohl kaum geschehen. Warum sollte denn jetzt in Lokalen plötzlich gekifft werden dürfen?

Ich denke doch viel eher, dass es ziemlich genau wie mit dem Rauchen von Zigaretten gehandhabt werden wird: in vielen Gaststätten einfach mal verboten. Und das finde ich (Raucher) auch sehr gut und richtig so! [...].

Auch wird jetzt nicht plötzlich das halbe Land bekifft sein! Die meisten „richtigen Kiffer“ haben das doch sowieso schon lange vor dieser Legalisierung getan. Und es werden jetzt auch nicht plötzlich tausende Leute zu Neu-Kiffern durch diese Legalisierung.

Es geht zur Zeit halt sehr viel Angst um, was nun alles schreckliches durch diese Legalisierung passieren wird und ich sage überzeugt: keine Panik! Ich bin überzeugt, dass sich viel weniger verändern wird, als viele zu befürchten scheinen.


Alopa
Ich verstehe das Messen mit zweierlei Maß nicht. Wenn man mal fragen würde, wie viel Prozent der markant beißende Tabakgeruch herkömmlicher Zigaretten stört, wird das Ergebnis auch nicht anders ausfallen.

Und trotzdem bekommt man, vom Gesetzgeber erlaubt und vom Gastronom gewollt, den nicht minder gesundheitsschädlichen Tabakrauch in der Außengastronomie vom auf 30cm Abstand gestellten Nachbartisch rüber geblasen, auch wenn man mit einem kleinen Kind auf dem Schoß da sitzt.

Gerne würde ich auf beide Arten stinkender und schädlicher Dampfwolken verzichten, aber mir ist klar, dass in einem Rechtsstaat Gleiches zumindest gleich behandelt werden muss.

Für den Cannabiskonsum im öffentlichen Raum, vor allem aber in Innenräumen, haben dieselben strengen Maßstäbe zu gelten wie für den Nikotinkonsum.

Tagesspiegel-Leser A.Fink

Deichwart
Verbrennungen von Material gleich welcher Art in unmittelbarer Nähe stören Unbeteiligte immer. Eines verkennen Raucher, Kiffer und Säufer - die Gerüche nehmen diese selber nicht mehr wahr, weil sie sich täglich darin aufhalten.

Genauso wie Leute Kaminnutzer, Tierhalter und andere Gerüche wahrnehmen können. Das hat nichts mit übertriebenen Meckern zu tun, das ist eine körperliche Funktion mit Belastungen umzugehen, damit diese sie selber nicht mehr beinträchtigen. Wer also eher in „frischer gereinigter“ Umgebung lebt, nimmt das automatisch stärker wahr.

Nun wollen aber nun mal nicht alle deshalb diese „Geruchserzeuger“ nutzen, aus eben diesem Grund. Der Vorteil in der Gastronomie ist, ich kann derartige Belästigungen ausgrenzen und entsprechende Restaurant/Lokale aufsuchen, die diese Belästigung untersagen.


a.fink
Für den Cannabiskonsum im öffentlichen Raum, vor allem aber in Innenräumen, haben dieselben strengen Maßstäbe zu gelten wie für den Nikotinkonsum (ganz gleich ob konventionell oder per E-Dampfzigarette): Verbieten! Cannabiskonsum ausschließlich in speziell ausgewiesenen Kifferlokalen!


EmilGalotti
Über Jahrzehnte hinweg war ich schon immer fasziniert vom Zwiespalt, der zwischen den moralisch und gesetzlich erlaubten Drogen und den illegalen Substanzen bestand, oft hartnäckig verfolgt von den Behörden der Exekutive. Mit zunehmenden Alter habe ich mich für eine totale Abstinenz entschieden, der klare Blick durch eine unverzerrte Wirklichkeit bietet ganz eigene Vorzüge, die durchaus zu genießen sind.

Die Möglichkeit, Haschisch oder Cannabis offiziell im urbanen Umfeld konsumieren zu dürfen stößt natürlich auf Widerstände, alte Menschen, wie in der Umfrage dargestellt, erweisen sich erneut als adaptionsunfähig, stören sich automatisiert am Geruch des langsam verbrennenden Hanfproduktes, akzeptieren aber scheinbar klaglos das entströmende Odeur des Branntweinliebhabers, der sich auf einem Platz in der Stadt in aller Offenheit im Schritt benässt hat.

Die Kliniken, Hospitäler und Pflegeheime sind voller Menschen, die sich den Verstand weg getrunken haben, oder ihre Lungen durch Nikotinkonsum stark in ihrer Normalfunktion eingeschränkt haben, mit Milliardenschäden für Wirtschaft, und Gesellschaft, ohne das dies besondere Aufmerksamkeit generiert - wir haben uns im Laufe der Jahrzehnte daran gewöhnt. Das Problem des Substanzmissbrauches wird durch oberflächliche Diskussionen in in seiner Bedeutung für unsere Gesellschaft abgewertet, auch wenn wir sehen, dass man kleine Holzhäuschen oder Styroporblöcke in Sarkophagform für obdachlose Trinker bereitstellt und dies politisch als Erfolg wertet, ohne auch nur im Geringsten die Ursachen des Abdriftens zu bekämpfen, Gastwirte eventuell mit finanziellen Einbußen zu leben haben, weil Cannabisgeruch den Gast daran hindert, sich Unmengen vom gewohnten Bölkstoff hinter die Binde zu kippen.

Cannabis und Co bieten heute die Chance einen adäquaten Umgang mit Drogen zu entwickeln, jenseits der Harnstoffeinträge in unseren Grünanlagen, und Gewaltexzesse im häuslichen Bereich.


schnuffi
Die Polarisierung erinnert an die Einführung des Rauchverbots in der Gastronomie. Das wird sich legen.

In einer freien Gesellschaft sollte jeder Gastronom für sich entscheiden ob er den Cannabiskonsum gestattet oder nicht.


Miobe
Der Gestank von Cannabis ist besonders im Plattenbau ein Problem, weil er durch die Fugen oder an den Heizungsrohr-Aussparungen in die nächsten Wohnungen zieht.

Ich habe solch ein Problem und muss auch bei Kälte das Fenster offenhalten. Lüftet man im Sommer und will nach der Hitze durchatmen, weht einem dieser angeblich „würzige“ Geruch ebenfalls in die Wohnung.

Ich verstehe nicht, wie man Haschisch rauchen anders bewerten kann als Zigarettenrauch. Vielmehr noch entsetzt es mich, dass ein dermaßen verbreitetes Bedürfnis bei so vielen Menschen nach Betäubung besteht. Und niemand thematisiert das. Böser Suff, harmloses Kiffen - so lautet die Devise.


Wisente
Ich finde es vor allem dann witzig, wenn in Raucherkneipen sich Zigarettenraucher über Kiffen und Zigarre aufregen, während diese Gruppen untereinander sich auch nicht wirklich grün sind. Dazu kommen teilweise noch die Pfeifenraucher, was auch nicht jeder andere Konsument gutheißt.

Das Nichtraucher sich gestört fühlen OK, aber für diese gibt es ja diverse Schutzvorschriften. Ansonsten muss man die Frage stellen, warum ausgerechnet der Geruchssinn so geschützt werden sollte, während man bei Augen und Ohren allgemeine Toleranz und Akzeptanz erwartet.


Lisa67
Es ist ja nicht nur der Geruch, der Rauch macht ja auch benebelt - Bong und Erdloch anyone? In den 80er Jahren wohnte ich in der Nähe einer Kifferkneipe. Ich war mal dort drin. Man brauchte nur eine Weile drinzusitzen, gar nicht selbst zu rauchen, man wurde schon von der zum Schneiden dicken Luft bekifft.

Der Pudel in Bodennähe bekam einen Kreislaufkollaps und legte sich ab. Tabak rauchen stinkt nur, aber Kiffen benebelt halt auch die Passanten, die das gar nicht wollen. Deswegen muß das schon eingegrenzt werden, wo und wann das erlaubt ist und wo nicht.

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