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Mundpropaganda - Das Genuss-Interview: "Schokolade ist keine Sünde"

Die Moderatorin Ruth Moschner ist auch Ernährungscoach. In ihrem neuen Buch empfiehlt sie das Fasten. Und wo bleibt der Genuss?

Von Susanne Leimstoll

Die Moderatorin und Schauspielerin ist gerade als Jurorin in der neuen Pro7-Show „The Masked Singer“ zu sehen. Außerdem hat sie ihr mittlerweile sechstes Buch auf den Markt gebracht, das sich mit Fasten und gesunder Ernährung beschäftigt: „Totel Detox – Was Sie schon immer mal loswerden wollten“ (Dorling Kindersley-Verlag).

Frau Moschner, Sie sind jetzt auch Fachberaterin für ganzheitliche Ernährung und Gesundheit…

Ich habe ziemlich lange recherchiert, um das Richtige für mich zu finden. Ich wollte eben nicht nur einen Wochenendkurs im Müslischütteln, sondern was Handfestes, sozusagen mein Jodeldiplom. Daher habe ich 2014 ein zweijähriges Fernstudium begonnen und bin seit letztem Jahr ergänzend sogar noch Mikronährstoffcoach. Wobei man sagen muss, in erster Linie bin ich eine Freundin des Weglassens, wenn es einem gesundheitlich nicht gut geht. Trigger, Allergene, Stress… das sind die ersten Dinge, die man bei Betroffenen anschaut. In zweiter Linie guckt man auf den Darm, und dann erst kann man an eine Nahrungsergänzung denken. 

Das heißt, Sie persönlich ernähren sich wie?

Sie meinen, welcher Religion ich angehöre? Paleo, Vegan, Intervall, High- oder Lowfat (lacht) – ist doch unglaublich, dass es zu jeder Glaubensrichtung sowohl Pro-, als auch Contra-Studien gibt. Was meinen persönlichen Futterkomplex angeht, versuche ich, möglichst unverarbeitet zu essen, kein Industriezeugs aus der Packung.

Klingt sehr vernünftig. Nun sagen Sie bitte nicht, Sie hätten allen Versuchungen abgeschworen. Welche gönnen Sie sich noch?

Viele unserer Ernährungsgewohnheiten sind doch durch Elternhaus und Werbeversprechen anerzogen. Daher ist es gut, mal einen Reset zu machen und das eigene Bauchgefühl zurückzugewinnen. So manches, was früher Versuchung war, weckt den Jieper dann nicht mehr. Da ich Schokolade zu den notwendigen Grundnahrungsmitteln zähle, ist die außen vor und keine Sünde. Daher sage ich: Pommes mit Mayo.

Gehen Sie bei all den Fasteneinheiten, die Sie empfehlen, überhaupt noch zum Essen aus?

Klar. Hat man die ersten drei Fastentage überlebt, und Partner und Freunde ebenso, macht es einem nicht mehr viel aus, wenn der Essensnachbar „toxisch“ statt „detoxisch“ schlemmt. Was beim Ausgehen immer hilft, sind Restaurants, die frisch kochen und flexibel auf Sonderwünsche reagieren. Das „Ebert“ ist ein Klassiker. Gerade war ich mit meiner Patentochter im „Goodies“ brunchen, die bieten tolle grüne Smoothies und Bowls. Das Mittagsgericht mit Süßkartoffel ist einfach göttlich! Was auch immer geht, ist die israelische Küche – viele Gerichte ohne Milch und Fleisch, aber mit vielen Kräutern –, genauso wie türkische und libanesische Restaurants. Kumpir zum Beispiel, die türkische Ofenkartoffel, kann man sich super gut gesund zusammenstellen.

Mit Freunden geht es in Berlin bevorzugt wohin?

Ich war neulich mit Besuch aus England zum ersten Mal im „Brlo Brwhouse“ am Gleisdreieck, die haben unfassbar kreative Gemüsegerichte auf der Speisekarte. Könnte ich augenblicklich wieder essen. Fleisch kann man sich als Beilage dazu bestellen, die Hauptrolle spielt aber Gemüse. Sensationell! Das „Ryotei 893“ ist immer einen Besuch wert. Und weil gute Fusionküche selten ist, hier noch ein Tipp: das „Savu“ mag ich auch sehr. Das hat ein regionales Sushi mit Maräne, und Hirse, arbeitet mit Raucharomen – Kreativität zum Staunen. Beide Adressen sind aber natürlich für besondere Abende. Was ich unbedingt noch ausprobieren möchte, ist das „Prism“. Ich mochte das „Glass“, das vorherige Restaurant von Gal Ben Moshe sehr, habe es aber bisher nicht geschafft, in seinen neuen Laden zu gehen. Und: „Rogacki“ für ein spätes Frühstück ist auch immer herrlich... ach Berlin bietet einfach so viele schöne Möglichkeiten. Wo ich nur mit Freundinnen hingehe, dafür aber sehr häufig, weil ich süchtig nach dem Golden River Curry bin, ist das „Zenhouse“. Die kochen mit Liebe und guten Zutaten, alles frisch, alles vegan!

Den Rezepten in Ihrem Buch kann man entnehmen, Sie kochen selber gern. Wo kaufen Sie ein?

Ich lasse mein Obst und Gemüse von der „Märkischen Kiste“ liefern, ansonsten gehe ich zu zwei, drei Bioläden in meinem Charlottenburger Kiez, aber auch zu meinem türkischen Gemüseladen um die Ecke. Das „Mandalina“ ist ebenfalls empfehlenswert, die verkaufen manchmal Königsdatteln. Habe ich sonst noch nirgendwo entdeckt, die sind noch saftiger als Medjooldatteln. Herrlich! 

Wie steht es mit Fleisch oder Fisch?

Wenn es mal Fleisch sein soll, dass geht’s zur Fleischerei Bünger oder in meinen Bioladen. Massentierfleisch versuche ich zu vermeiden. Diese Art der Quälerei gehört per Gesetz verboten.

Ihr absolutes Lieblingsessen war früher?

Pellkartoffeln mit Kräuterquark. Und dunkle Schokolade.

Und ist heute?

Alles mit Kürbis, Rote Bete, Kichererbsen. Egal was. Süßkartoffeln gehen auch immer. Und Oliven.

Haben Sie ein Lieblingscafé?

Ich mag die „Haelthy Bar“ am Ku‘damm, die haben verrückte Teesorten. Ich mochte auch das „Brel“ am Savignyplatz, das gibt es ja leider nicht mehr. Ich treffe mich aber lieber zum Lunchen als auf ein Käffchen.

Und für einen Absacker nach anstrengenden Moderationen gehen Sie wohin?

Nach einer Moderation sackt das Frollein Moschner aber so was von in die Federn. Da ist nichts mehr mit Ringelpietz im Kiez, eher sleep well in your Bettjestell.

Adressen: „Ebert“, Eisenzahnstr. 59, Charlottenburg; „Goodies“ Akazienstr. 28, Schöneberg; „Brlo Brwhouse“, Schöneberger Str. 16, Kreuzberg; „Ryotei 893“, Kantstr. 135, Charlottenburg; „Savu“, Kurfürstendamm 160, Charlottenburg; „Prism“, Fritschestr. 48, Charlottenburg; „Rogacki“, Wilmersdorfer Str. 145/146, Charlottenburg; „Zenhouse“, Kantstr. 71, Charlottenburg. „Mandalina“, Kantstr. 25, Charlottenburg; „Haelthy Bar“, Kurfürstendamm 171, Charlottenburg; Fleischerei Bünger, Westfälische Str. 53, Halensee. Märkische Kiste: maerkischekiste.de

Dieser Beitrag ist in gekürzter Fassung auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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