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Der Kamelhändler weiß, wie es geht: lange Kleidung gegen Hitze.

© Katharina Koppenwallner

BERLINER  STIL: Kleidung aus der Ferne für Berliner Sommer

Katharina Koppenwallner bereist ferne Länder und bringt von dort traditionelle Bekleidung mit. Die lässt sich gut in den mitteleuropäischen Alltag integrieren.

Von Susanna Nieder

Mit heißem Wetter kennen sich die Menschen im Maghreb aus. In der Wüste würde keiner auf die Idee kommen, sich bei Hitze auszuziehen, im Gegenteil. „Dort trägt man weite Kleidung, die den Körper bedeckt“, sagt Katharina Koppenwallner, Kunsthistorikerin und Inhaberin des Geschäfts International Wardrobe in Mitte. Das traditionelle Kleidungsstück der nordafrikanischen Wüstenvölker heißt Dschjellaba, fällt locker bis zu den Knöcheln und besteht aus leichtem Baumwollstoff. Für Frauen ist es schmaler geschnitten als für Männer und wird über einer Hose getragen.

In Pakistan ist bis heute die Kurta das allgegenwärtige Kleidungsstück, ein schmal geschnittenes Hemd oder Kleid, das bis unters Knie reicht, seitlich hoch geschlitzt ist und von Männern wie Frauen über einer Hose getragen wird. Lungis sind Wickelröcke, die Männer in vielen Ländern Südasiens tragen. Frauen in Indien sind durch den Sari gut gegen Hitze geschützt, der aus einem knappen, kurzärmeligen Oberteil und einem Rock aus vielen, um die Taille gewickelten Lagen dünner Baumwolle besteht. Die letzte Stoffbahn liegt über der Schulter und ist lang genug, um auch über den Kopf gezogen zu werden. Nur für festliche Anlässe sind die Stoffe schwerer und bestickt, dann kann es schon mal heiß werden.

Katharina Koppenwallner kennt sich hervorragend mit Bekleidungstraditionen aus. In ihrem Geschäft und Onlineshop bietet sie bestickte Blusen aus Osteuropa, Dschjellabas aus Tunesien, Kleider und Röcke, Tuniken, Jacken und Mäntel aus dem Mittleren Osten, Zentralasien, Indochina und Südchina, Indien und Bangladesch an. Die Stoffe sind bunt und traditionell gemustert, die Schnitte lassen sich gut in den mitteleuropäischen Alltag integrieren.

[International Wardrobe, Almstadtraße 50 in Berlin-Mitte, Mi–Sa, 12–19 Uhr]

Anfangs bestand ihr Sortiment aus Originalstücken, die sie von ihren Reisen mitbrachte. Oft waren das Trachten, manchmal aber auch traditionelle Kleidungstücke, wie sie aktuell noch getragen werden. Mittlerweile fertigen Handwerkerinnen und Handwerker in verschiedenen Ländern extra für sie. Aus Indien bezieht Katharina Koppenwallner Stoffe, aus denen sie in Tunesien Dschjellabas schneidern lässt; unter Coronabedingungen übernahm diesen Job eine Berliner Schneiderin.

Mit Keramik macht sie es ähnlich, in einer Töpferei in Rumänien lässt sie Schalen mit traditionellem Muster herstellen. In der Zusammenarbeit mit einem bulgarischen Töpfer geht sie sogar so weit, im Museum traditionelle Formen zu bestellen, die sie im Museum findet und die nicht mehr benutzt werden. „Die Keramik ist mein Verkaufsschlager“, sagt sie. Ihre Schalen und Vasen werden auch in Museumsshops verkauft. Die Pandemie erschwert ihre Arbeit, weil das Reisen so kompliziert geworden ist. Aber deswegen die Reise zu den Töpfern in Osteuropa absagen? Kommt nicht infrage!

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