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Eine Mutter gibt in Domboshava nördlich von Harare ihre Stimme ab.

© AFP

Simbabwe: Zurück in die 60er Jahre

Nur ohne Robert Mugabe kann Simbabwe das endgültige Scheitern abwenden - aber Beobachter fürchten, dass auch nach der Präsidentschafts- und Parlamentswahl alles beim Alten bleibt.

Niemand kann mit Gewissheit sagen, ob Simbabwe seine Chance, den verheerenden Niedergang unter Robert Mugabe und seiner Zanu-PF-Partei zu stoppen, nutzt. Vieles deutet darauf hin, dass die Präsidentschafts- und Parlamentswahl die 33-jährige Herrschaft des Autokraten auch diesmal wieder nicht beenden wird. Selbst langjährige Beobachter befürchten, dass ein Mix aus manipuliertem Urnengang, Apathie und Angst vor Repressalien dazu führen könnte, dass alles beim Alten bleibt.

Allerdings gibt es keine verlässlichen Umfragen. Womöglich ist der Wunsch der dreizehn Millionen Simbabwer nach Veränderung derart groß, dass selbst die bereits erfolgte und die noch erwartete Manipulation der Wahl durch Mugabe und seine Helfershelfer nicht ausreichen wird, um ihm zum Sieg zu verhelfen. Unklar ist jedoch auch, ob der Mugabe treu ergebene Sicherheitsapparat eine solche Niederlage des Diktators überhaupt hinnehmen würde.

Das Land selbst hat einen Wechsel bitter nötig. Zwar hat sich die Wirtschaft, die nach der Vertreibung fast aller weißen Großfarmer zwischen 2000 und 2009 um fast 50 Prozent geschrumpft war, durch die Einführung des Dollars als offizielles Zahlungsmittel vor vier Jahren ein wenig stabilisiert. Allerdings ist das Wachstum zuletzt schon wieder abgekühlt und die Staatskasse noch immer leer.

Hauptgrund dafür ist die Unsicherheit vieler Investoren wegen ungeklärter Eigentumsrechte. So zwingt ein rassistisches Gesetz alle ausländischen Firmen, 51 Prozent ihrer Investitionen an schwarze Simbabwer abzutreten. Sie werden dadurch quasi zu Minderheitsaktionären im eigenen Unternehmen. Im Wahlkampf hat Mugabe sogar den Minenfirmen damit gedroht, für das Abtreten dieser Anteile künftig keinerlei Entschädigung mehr zu zahlen. Sollte es dazu kommen, würde dies den zarten Aufschwung im Keim ersticken.

Wie dramatisch der Niedergang des einstigen afrikanischen Vorzeigestaates gewesen ist, zeigen jüngste Zahlen der Weltbank: Das Pro-Kopf-Einkommen ist demnach auf den Stand der 1960er Jahre zurückgefallen. Sicher ist, dass der Neuaufbau des Landes auch nach Mugabes Abgang gewaltige Geldmittel verschlingen und weit länger dauern wird, als viele heute glauben. Denn ein Land kann nicht ungestraft jahrelang die Eigentumsrechte missachten und den Rechtsstaat systematisch aushebeln.

Für den Neubeginn braucht Simbabwe nun die Hilfe des Westens. Genauso sehr brauchen seine Menschen aber auch die Solidarität ihrer afrikanischen Nachbarn, die jahrelang Mugabes Amoklauf schweigend zugeschaut haben. Das Potenzial, in Afrika wieder nach vorne zu kommen, hat das frühere Rhodesien zweifellos. Wenn das Land aber nach den vielen verlorenen Jahren nicht endlich ein festes Fundament unter die Füße bekommt, wird sich das einstige Musterland des Kontinents womöglich am Ende doch noch in die Liste dessen gescheiterter Staaten einreihen.

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