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CSU-Entscheidung: Wir brauchen die Frauenquote noch

Die CSU hat sich für die Einführung einer Frauenquote entschieden. Dass wir im 21. Jahrhundert so etwas noch benötigen würden, hätte sich die Generation der Alice-Schwarzer-Töchter niemals träumen lassen. Doch dem ist so

Sie sind dagegen. „Wir sind besser als die Quote“, begründeten die jungen CSU-Frauen ihre Ablehnung. Sie empfinden es als beschämend, diskriminierend, dass etwas per Dekret durchgesetzt werden muss, was doch selbstverständlich sein sollte.

Dass sich die CSU heute, dreißig Jahre nach Aufkommen des gesetzlichen Regelungsinstruments zur Gleichbehandlung zwischen Männern und Frauen, für die Einführung einer Frauenquote entscheidet, hat tatsächlich etwas Anachronistisches. Dass wir im 21. Jahrhundert noch eine Frauenquote benötigen würden, hätte sich die Generation der AliceSchwarzer-Töchter niemals träumen lassen. Gleichstellungsbeauftragte waren Kuriosa, erwachsen aus den Politikauseinandersetzungen der Vorzeit, so antiquiert wie das Bild des TurnschuhGrünen und der strickenden Politikerin. Höchstens, dass man sich darüber mokierte, dass Berlinale-Chef Dieter Kosslick einmal als Pressesprecher der Leitstelle für die „Gleichstellung der Frau“ in Hamburg begonnen hatte. Ziemlich unsexy, das Thema. Und mit so einem Bart.

Im Gegenteil. Es lief doch alles so gut: Erfolge in der Schule und im Studium, der erste Job, die Festanstellung – Diskriminierung des Geschlechts wegen gab es schlicht nicht. Schwer vorstellbar, dass Mann verboten hätte zu schreiben, zu tun, was Frau will. Oder dass Frau einen Auftrag, eine Stelle nicht bekommen hätte, die dann ein Mann bekommen hat. Im Gegenteil: Selbstbewusste, meinungsstarke Frauen, wohin man blickt, Anne Will, Maybrit Illner, Gesine Schwan, Maria Furtwängler. Gerade in den Medien, in Fernsehen und Rundfunk sind sie allgegenwärtig. Man muss dazu nicht einmal die Bundeskanzlerin bemühen.

Und dann kamen irgendwann doch die ersten Hürden, und die ersten Zweifel. Dass heute fast alle Leitungspositionen von Männern besetzt sind – nur ein Zufall, eine Frage der personellen Konstellation? Dass sich im entscheidenden Konflikt am Ende der Mann durchgesetzt hat – nur ein persönliches Problem? Dass der Mann auf gleichem Posten im Zweifel besser bezahlt wird: Ist das nur schlecht verhandelt bei der Einstellung? Hätte Frau nur mehr kämpfen müssen und sich durchsetzen können? Selber schuld also? Nur geht es nicht immer um Meinung, um Argumente, es geht auch um Macht, Mittel, den Stil. Bei Mann und Frau. Und wenn es so weit kommt, dann geht es weniger um Eigenschaften wie Höflichkeit, Menschlichkeit, Rücksichtnahme. Denn damit kann man verlieren.

Diskriminierung kann subtil verlaufen. Und gefährlich wird es dort, wo sie von der Gesellschaft internalisiert wird. Ob die Quote dagegen hilft? Es ist kein Zufall, dass parallel zur CSU-Frauenquote eine Verschärfung des Integrationsrechts eingeführt wird. Gesellschaften verändern sich eben nicht freiwillig, sondern nur durch Zwang. Und das gilt nicht nur für Migranten, die per Gesetz zur Integration gezwungen werden sollen, sondern auch für den Kern unserer Gesellschaft. Selbst die bestens integrierten Politikerinnen, Angestellten, Wissenschaftlerinnen bekommen das zu spüren, zu schweigen von Müttern, die trotz Kinder- und Erziehungsgeld zwar meistens den Berufswiedereinstieg, selten aber den ganz großen Aufstieg schaffen. Erst wenn das anders geworden ist, ist die Quote überflüssig.

Den Text über dieses Thema, fand übrigens ein Kollege, müsse eine Frau schreiben. So weit zur Gleichstellung.

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