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Kandidat mit Fehlstart: Peer Steinbrück

© dpa

Steinbrücks Nebenverdienst: Wie ein Pirat: Peer Steinbrück

Es könnte eine Erfolgsgeschichte sein. Von einem, der Geld hat und Verantwortung übernimmt. Doch es sind nur Nebengeräusche zu hören. Peer Steinbrück offenbart seine Schwächen - und auch die seiner Partei.

Ein Millionär zieht für die SPD in den Wahlkampf. Gut so. Man könnte die Geschichte des SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück genau so erzählen: von einem, der viel verdient und trotzdem Verantwortung übernimmt. Ein amerikanischer Traum auf deutschem Boden. Das könnte eine echte Erzählung sein. Eine Erfolgsgeschichte.

Nur, das ist es nicht. Noch nicht. Es ist bisher bloß eine Geschichte mit unangenehmen Nebengeräuschen. Mehr als eine Million Euro hat er für ein paar Reden verdient. Aus der Neben- ist eine Haupttätigkeit geworden, die größte Einzelsumme kommt ausgerechnet aus einer klammen Stadtkasse. Und jetzt streiten beide Seiten auch noch darüber, ob eine Spende vereinbart war oder nicht.

Noch ist Peer Steinbrück nicht einmal offiziell der Kandidat der SPD, und schon braucht er einen Neustart. Geglückt ist ihm nicht viel, weil er auch noch nicht sehr viel zu bieten hatte, außer dem Ruf nach mehr „Beinfreiheit“. Die Aufklärung in eigener Sache weckt jedenfalls nur weitere Zweifel.

Inzwischen hat Steinbrück ein Team geformt, das ihn nach vorne bringen soll. Recken aus alten Zeiten, die Machnigs, Donnermeyers und Co. Das waren mal jüngere Wilde der SPD; die, die der Partei Modernität einhauchten und den Wahlkampf 1998 zu einem Erfolgsmodell machten. Wobei: Vielleicht lag der Erfolg am Ende doch weniger an der „Kampa“ als an Helmut Kohl, dessen viele überdrüssig waren. Und sowieso ist das alles 14 Jahre her. Die Welt ist, mal plakativ gesagt, eine andere heute – liberalisiert, digitalisiert, emanzipiert. Da wird aus jungen Wilden ganz schnell ein Club der alten Gesichter.

Aber von sich überzeugt zu sein, heißt nicht, überzeugend zu sein. Für Steinbrück arbeiten außer seiner Büroleiterin und Andrea Nahles keine Frauen; und Nahles musste Steinbrück nehmen, qua Amt, nicht aus Überzeugung. Also: kaum Frauen, kein digitaler Nerd, und auch keiner für den Dschungel der Großstadt. Ja, das Team sind nicht die, die auf der Bühne stehen; und ja, es sind nur die, die die Bühnen organisieren. Aber es sind eben die, die den Ton vorgeben. Sie brauchen Zugang: in verschiedene Lebenswelten. Nur müssten sie ihn mal finden.

Inhaltlich fiel Steinbrück auch weniger auf, einmal nur, durch sein Bankenpapier. Das war sein Ticket zur Kandidatur. Seither ist nichts mehr gekommen, das über Bankenschelte hinaus einen gemeinsamen Nenner mit der Partei bilden könnte. Was bedeutet: Sobald er die Finanzpolitik verlassen muss, wird es dünn. Zu dünn. Wo vertritt Steinbrück ein modernes Gesellschaftsbild? Wo steht er auf sozialpolitischem Feld? Zurzeit wirkt er eher wie ein Pirat: nur in einem Thema wirklich stark. Das war bei Helmut Schmidt, der doch sein Vorbild ist, anders. Und nicht mal der war seinerzeit in der SPD beliebt.

Aber vielleicht kann man ihm das alles ja gar nicht vorwerfen. Steinbrück ist, wie er ist. Und wer ist schon in der Lage, einen 65-Jährigen umzukrempeln. Darum trägt die Partei zunehmend Verantwortung. So sieht es zurzeit aus: Die, die nach dem Debakel 2009 vom Neuanfang gesprochen haben, drohen zu scheitern. Die Partei ist noch nicht in der Jetzt-Zeit angekommen. Inhaltlich gab es Korrekturen, keinen neuen Kurs. Und keine neuen Personen. Die alten kennen alle schon.

Noch verhalten sich die Genossen ruhig. Noch nehmen sie den Kandidaten mit seiner Million hin. Aber da glimmt doch was: Missmut. Wehe, wenn Peer Steinbrück jetzt noch Funken schlägt.

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