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Mokhtar Belmokthar: Algerischer Terrorist

© AFP

PORTRÄT: „Wer eingreift, ist ein Unterdrücker“

Mokhtar Belmokhtar hat seine ersten Erfahrungen im "Heiligen Krieg" in Afghanistan gegen die Sowjets gemacht. Da war er 19 Jahre alt. Der Ideologie ist er treu geblieben - doch sein Geld verdient er mit Entführungen und Zigarettenschmuggel.

Der „Einäugige“, der „Unfassbare“, „Mr. Marlboro“: Das sind nur einige Spitznamen für Mokhtar Belmokhtar, der am 1. Juni 1972 als Khaled Aboul Abbas in Algerien geboren wurde. Der Mann galt schon mehrmals als tot, zuletzt hieß es, er sei in der Schlacht um die nordmalische Stadt Gao gestorben. Jetzt aber soll er hinter dem Überfall auf das BP-Gasfeld in Algerien stehen.

Der Mann hat eine beachtliche Karriere als internationaler Terrorist hinter sich. Mit 19 Jahren kämpfte er nach eigener Auskunft gegen die Sowjets in Afghanistan. 1993 soll er nach Algerien zurückgekehrt sein. Dort schloss er sich den extremistischen Kämpfern an, die nach dem Wahlsieg der islamistischen FIS 1991 gegen die alte Regierung in Algier kämpften, weil diese die Macht nicht abgeben wollte. Im folgenden Bürgerkrieg starben rund 200 000 Menschen. Erst 1999 wurde dieser mit dem Wahlsieg des heutigen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika beendet. Belmokhtar gehörte zu den Gründern der Salafistischen Gruppe für Predigt und Kampf (GSPC), aus der Al Qaida im islamischen Maghreb (Aqim) hervorging.

Im vergangenen Herbst war es zu einem Zerwürfnis zwischen der Aqim und Belmokhtar gekommen. Nach Informationen des Internetnachrichtendienstes Magharebia.com gründete der Terrorist daraufhin im Dezember 2012 eine neue Kampfgruppe mit dem Namen „Die mit Blut unterschreiben“. Ob Belmokhtar mit der Besetzung eines Gasfelds im Osten Algeriens eine Wiederannäherung an Aqim bezweckt oder ob er aktuell engere Verbindungen zur islamistischen Mujao-Gruppe pflegt, die bis vor einer Woche ihren Sitz in Gao hatte, ist schwer einzuschätzen. Sicher ist aber, dass sich Belmokhtar mit dem Entführungsgeschäft auskennt. So soll er an der Entführung westlicher, auch deutscher Touristen in der Sahara 2009 beteiligt gewesen sein. Die Spannungen mit Aqim sollen daher rühren, dass sich die Anführer der Extremistengruppe über ihre Anteile an den Lösegeldern zerstritten.

Abgesehen vom Entführungsgeschäft hat Belmokhtar wohl viel Geld mit Zigarettenschmuggel verdient. Das Geschäft ist nach Einschätzung des Maghreb-Experten der Stiftung Wissenschaft und Politik, Wolfram Lacher, so lohnend wie der Handel mit Drogen. Belmokhtar ist damit ein typischer Vertreter des Sahara-Extremisten, der für eine Mischung aus organisierter Kriminalität und Ideologie steht. Mal überwiegt das eine, mal das andere. Dagmar Dehmer

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