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Ausländeranteil in der Schule: Voll daneben

Migranten gegen Migranten: Eine Initiative kämpft in Berlin vor Gericht gegen Diskriminierung in der Schule – und schürt so Vorurteile.

So geht Bildung auf dem Reißbrett: Man nehme eine bestimmte Schule, berechne den Anteil der Migranten und Hartz-IV-Kinder und teile die Klassen eines Jahrgangs so ein, dass in allen Klassen die Hartz-IV- und Migrantenquote identisch ist. Erst danach betrachte man alles andere, was sonst noch wichtig ist für die Zusammensetzung der Klassen: Fremdsprachenpräferenz, Wahlpflichtfächer, gewachsene Freundschaften. Und wenn das stundenplantechnisch nicht organisierbar ist, müssen eben mehr Lehrer her.

So ungefähr sieht die schöne, neue diskriminierungsfreie Welt aus, die sich die US-Organisation „Open Society Justice Initiative“ erträumt, und das lässt sie sich was kosten. Gerade erst hat sie einen Fall vor Gericht gebracht, bei dem drei Migranten angeblich deshalb das Probejahr am Gymnasium nicht schafften, weil in ihrer Klasse mehr Migranten waren als in der Parallelklasse. In der ersten Instanz sind sie gescheitert.

Aber die Sache ist damit noch lange nicht vorbei, denn die Initiative hat sich auf strategische Prozessführung spezialisiert. Das bedeutet, dass es ihr vor Gericht nicht nur um den Einzelfall geht, sondern um das große Ganze: Angepeilt werden keine unbedeutenden Einzelfallentscheidungen, sondern folgenschwere juristische Präzedenzfälle. Wenn sie im konkreten Verfahren gescheitert ist, kann sie weiterklagen oder sich passendere neue Kläger suchen.

Ohne Frage hat die Zusammensetzung einer Schulklasse große Bedeutung für das Fortkommen eines Kindes. Kein Lehrer kann seine Schüler so individuell fördern, dass das Leistungsniveau, das Sprachvermögen und die soziale Zusammensetzung ohne Belang wäre. Deshalb unternehmen bildungsorientierte Familien alles, um ihr Kind auf eine gute Schule zu bringen und klagen auch schon mal, wenn ihnen das nicht gelingt.

Im konkreten Fall liegt die Sache aber anders: Die Schule war richtig, aber die Klassenzusammensetzung passte den Eltern nicht. Sie glauben, dass es mehr Gerechtigkeit durch eine andere Klassenmischung gibt.

Die dahinter stehende Forderung nach einer Migrantenquote führt nicht nur deshalb in die Irre, weil sie suggeriert, dass alle Migranten schlecht Deutsch sprechen und den Leistungsfortschritt in der Klasse hemmen, was nicht zutrifft. Sie wäre auch ein falsches Signal an die Eltern, die meinen, dass es nur die äußeren Faktoren sind, die über den schulischen Erfolg entscheiden: die Schule, der Lehrer, die Gesellschaft. Die meinen, dass Schule alles ausgleichen kann: fehlende Frühförderung, fehlende Sprache, fehlenden Fleiß.

Die Open Society Justice Initiative hat sich und ihren hehren Zielen keinen Gefallen getan, als sie einen Fall vor Gericht brachte, der nicht dazu taugt, das System anzuprangern, sondern stattdessen die Eltern, die ihre Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen in die Schule schickten und die es mit ihrer Art von Erziehung nicht verhindern konnten, dass ihre Söhne ihren Mitschülern mit Tätlichkeiten und Störmanövern zusetzten, anstatt einfach zu lernen.

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