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US-Präsident Joe Biden auf der COP27

© imago/photothek / IMAGO/Thomas Imo/photothek.net

Viele Spesen, viele Zweifel: Die Klimakonferenz ist bisher vor allem teuer

Es werden viele Millionen versprochen, aber um verpflichtende Klimaschadenregulierung drücken sich die Industrienationen. Denn das kann richtig ins Geld gehen.

Ein Kommentar von Florence Schulz

Wenigstens einen Grund zum Jubeln wird es bei der Weltklimakonferenz gegeben haben – allerdings war dessen Anlass, dass die horrenden Preise für die Bewirtung der COP27-Gäste um 50 Prozent reduziert wurden. Bis dahin hatten etwa die Sandwiches auf dem Konferenzgelände im ägyptischen Scharm El Scheich gut 15 Euro gekostet.

Mit Blick auf die Klimaverhandlungen dagegen lassen sich bislang keine vergleichbaren Erfolge verbuchen. Einige bescheidene Finanzzusagen wurden gemacht, ein altes Methan-Versprechen bekräftigt. Deutschland verdoppelt seinen Beitrag zum internationalen Waldschutz um eine Milliarde Euro.

Auch beim heiß erwarteten Auftritt von US-Präsident Joe Biden fiel die Bilanz mager aus: 500 Millionen Euro gehen nach Ägypten, damit das Land seine erneuerbaren Energien ausbaut. Deutschland ist daran mit 250 Millionen Euro beteiligt. Aber Millionen fallen auf Weltklimakonferenzen eher die Kategorie „Peanuts“.

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Ein Schritt zurück. Was soll überhaupt auf der diesjährigen COP verhandelt werden? Es geht um die Umsetzung der drei zentralen Säulen des 2015 verhandelten Pariser Klimaabkommens: Treibhausgasreduktion, Klimawandelanpassung und die Schaffung eines nachhaltigen Finanzwesens.

Bei Ersterem verhandeln die Staaten, wie sie das 1,5-Grad-Ziel einhalten wollen. Da alle Klima-Bemühungen auf Freiwilligkeit beruhen, überrascht es kaum, dass sie lange nicht ausreichen und die Welt auf 2,8 Grad Erwärmung zusteuert. Ein Arbeitsprogramm soll nun sicherstellen, dass die Staatengemeinschaft bis 2030 auf den richtigen Weg kommt. Aber bisher steht nicht mal fest, wie das Arbeitsprogramm ausgestaltet sein soll.

Eine Koalition von Schwellenländern wie China und Saudi-Arabien würde das lästige Programm am liebsten nächstes Jahr einstellen und möglichst unscharf halten. Die westlichen Staaten wünschen sich einen festen Rahmen bis 2030.

Doch solange das nicht feststeht, schwebt man weiterhin auf der Metaebene. Denn wenn nicht jeder Prozess bis ins kleinste Details definiert wird, können sich die knapp 200 Staaten gar nicht einigen, geschweige denn auf etwas verpflichten lassen.

Wie groß ist der Bedarf an Hilfsmaßnahmen? Ziemlich groß

Das gilt auch für Punkt zwei, die Klimawandelanpassung. Auch hier wird in Scharm El Scheich nichts zugesagt, sondern erstmal ausklamüsert, wie groß der Bedarf an Hilfsmaßnahmen überhaupt ist. Ziemlich groß, meint das Umweltprogramm der Vereinten Nationen: Schon Ende des Jahrzehnts werden sich die Schäden durch den Klimawandel in den Ländern des globalen Südens auf 290 Milliarden bis 580 Milliarden Dollar auftürmen.

Daher soll nach 2025 doppelt so viel Geld in die Anpassung fließen wie bisher, aber wo das herkommen soll, ist offen. China soll an Bord der zahlenden Länder kommen, aber das Land weigert sich und beruft sich auf seinen Status als Schwellenland.

Bleibt noch das Thema Finanzen, dem größten Kieselstein im COP-Getriebe. Der Punkt „Nachhaltiges Finanzsystem“ hat es gar nicht erst auf die COP-Agenda geschafft. Gestritten wird daher vor allem um die Entschädigung von Schäden und Verlusten in vom Klimawandel gebeutelten Ländern.

Die fordern einen eigenen Finanztopf. Ob diese COP ein Erfolg wird, hängt für Vertreter von Menschenrechtsorganisationen von dieser Frage ab. Gebe es keine Zusage zu einem speziellen Fonds, sei die Weltklimakonferenz ein totaler Flop, sagen sie.

Doch die Industriestaaten zieren sich, haben Angst, für jede zukünftige Naturkatastrophe zahlen zu müssen. Deutschland wagte einen ersten Schritt und stellte den „Global Shield“ vor, eine Art Elementarversicherung für arme Regionen vor. 170 Millionen Euro zahlt die Bundesrepublik ein.

Das reicht bei Weitem nicht aus, ist aber ein Anfang – oder in den Worten von Staatssekretärin Jennifer Morgan: „Wir strecken uns nach den Sternen, aber bleiben mit den Füßen auf dem Boden.“

Dass die Industrienationen in Scharm El Scheich ein Bekenntnis zur Entschädigung der maßgeblich von ihnen verursachten Klimaschäden abgeben werden, gilt als unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Das wäre dann ein Durchbruch.

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