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Franz Beckenbauer will die Fragen der Fifa-Ethikkommission nun doch beantworten.

© dpa

Der Fall Franz Beckenbauer: Ohne Rücksicht auf Verdienste

Das Verhalten der Fifa im Fall von Franz Beckenbauer wirkt noch nicht ganz glaubwürdig. Alles, was rund um die Vergabe der WM 2022 ans Licht kommt, nützt ohnehin derzeit vor allem einem: Joseph Blatter.

Fußball ist für Franz Beckenbauer gerade zum Frage-Antwort-Spiel geworden. Erst wollte er nicht mitspielen, als ihm der Weltverband Fifa Fragen zu seinen Geschäftskontakten mit Katar stellte. Doch jetzt macht er auf einmal doch mit. Denn ohne Antworten auch kein Fußball – für 90 Tage hat die Fifa Beckenbauer schließlich ausgeschlossen.

Dass Beckenbauer die Strafe für einen Witz hält, kann man verstehen. Er hat die Strafandrohung der Fifa jedenfalls völlig unterschätzt. So dürfte es nicht nur ihm gegangen sein, denn es muss schon ziemlich viel zusammenkommen, damit die Fifa einmal jemand aus ihrer Fußball-Familie ausschließt. Und wenn es nur für drei Monate ist. Beckenbauer dachte wohl, er kennt die Fifa gut genug. Es lässt sich doch sonst fast alles im kleinen Kreise regeln.

So wie man die Fifa bisher erlebt hat, überrascht die Sanktion gegen Beckenbauer durchaus. Die Botschaft soll lauten: Es wird hart durchgegriffen. Ohne Rücksicht auf Verdienste. Da kann jemand auch Jahrhundertfußballer sein. Selbst, wenn es keine Beweise für ein Fehlverhalten gibt. In unsere schönen WM-Stadien lassen wir ihn nicht mehr hinein.

Es sieht also auf den ersten Blick aus, als orientierte sich die Fifa an der Dopingbekämpfung. Auch wer die Dopingprobe verweigert, muss mit einer Strafe rechnen. Nur nach allem, was man von der Fifa bisher weiß, nimmt man ihr die Botschaft vom entschlossenen Durchgreifen einfach nicht ab. Man fragt sich sofort, wer von dieser Sanktion gegen Beckenbauer profitiert. Ob es nicht auch ein Ablenkungsmanöver sein könnte, während dieses Weltereignisses jemand wie ihn vor die Tür zu setzen.

Dass die Fifa wirklich aufklären will, ob die Vergabe der Weltmeisterschaft 2022 an den Wüstenstaat Katar durch Bestechung zustande kam, wirkt noch nicht ganz glaubhaft. Alles, was rund um die Vergabe der WM 2022 ans Licht kommt, nützt ohnehin derzeit vor allem einem: Joseph Blatter. Der Fifa-Präsident ist durch diese WM erst seinen möglichen Thronfolger Mohammed bin Hammam losgeworden und hat außerdem seinen derzeit gefährlichsten Konkurrenten geschwächt, Uefa-Präsident Michel Platini, dem Blatter genüsslich sein Engagement für Katar vorhält.

Beckenbauer kann sich immerhin zugute halten, als einer der ersten für eine Verlegung der WM in Katar in den Winter plädiert zu haben. Dass er seine Stimme Australien geben könnte, war ohnehin bekannt. Die Australier haben dem Deutschen Fußball-Bund schließlich auch einige Gefallen getan.

Dass an Beckenbauer der Fall Katar kleben bleibt wie die Spendenaffäre an Helmut Kohl, ist nicht zu erwarten. Dazu sind die Verdachtsmomente bislang zu gering. Und es wird einiges im Sand verlaufen, wie bisher fast alles rund um WM in Katar. Aber es hat Beckenbauer doch verwundert, dass ihn da jemand so unvermittelt von der Seite angerempelt hat. Er wirkt auf einmal antastbar. Das Merkwürdige daran ist jedoch, dass dies gerade eine Organisation wie die Fifa bewirkt haben könnte.

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