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Die US-Demokratin Nancy Pelosi verkündete am Donnerstag ihren Rückzug von der Spitze der Partei.

© Foto: AFP/OLIVIER DOULIERY

Nancy Pelosis Abschied: Diese Frau hat mehr erreicht als die meisten Männer vor ihr

Nach fast zwei Jahrzehnten gibt die 82-jährige US-Demokratin Nancy Pelosi ihr Amt als demokratische Anführerin im Repräsentantenhaus ab. Über eine beeindruckende Frau.

Ein Kommentar von Juliane Schäuble

Noch im Abschied zeigt Nancy Pelosi, dass sie, wenn es nottut, vor Konfrontation nicht zurückscheut. Sie habe gerne „unter drei Präsidenten gedient“, sagte die 82-Jährige, als sie am Donnerstag ihren Rückzug von der Spitze der Demokratischen Partei im US-Kongress ankündigte.

Gedient hat die erste Frau, die jemals Sprecherin des Repräsentantenhauses war, unter insgesamt vier Präsidenten (George W. Bush, Barack Obama, Donald Trump und Joe Biden). Aber den vierten lässt sie bewusst aus.

Ob Trumps Ankündigung einer erneuten Kandidatur der ausschlaggebende Grund für ihren Abschied war, ist unklar. Klar ist, dass der Ex-Präsident, der den Hass gegen Demokraten und vor allem auch sie geschürt hat, ihre Entscheidung beeinflusst hat. Wie sehr der Angriff eines Trump-Anhängers auf ihren Mann sie erschüttert hat, weiß sie wohl nur selbst.

Dabei ist Nancy Pelosi durch wenig einzuschüchtern. Wer an dem Mut von Washingtons Eiserner Lady noch ernsthaft Zweifel hatte, wurde kürzlich eines Besseren belehrt. Im Untersuchungsausschuss zum 6. Januar 2021 wurden Filmaufnahmen veröffentlicht, die sie während des Sturms auf das Kapitol zeigten, bei dem Trump-Anhänger auch nach ihrem Leben trachteten.

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Wie Pelosi einen Gouverneur nach dem anderen abtelefoniert und um Unterstützung bittet, wie die zierliche und stets kontrollierte Dame wütend erklärt, sie hoffe, Trump, der seine Wahlniederlage zu verhindern suchte, solle zum Kapitol kommen, dann könne sie ihn k.o. schlagen, ist beeindruckend.

Ähnlich bemerkenswert war es, als sie 2020 nach Trumps Rede zur Lage der Nation sein Redemanuskript vor laufenden Kameras zerriss. Sie nahm dabei den Vorwurf in Kauf, weiter zu polarisieren – für sie war es wichtiger, Stellung zu beziehen.

Das hat sie in den vergangenen Jahren immer wieder tun müssen – und dabei ihre Partei trotz aller Flügelkämpfe zusammengehalten. Pelosi führte die Demokraten durch den Irak-Krieg, die Verabschiedung von der Gesundheitsreform Obamacare, zwei Impeachments gegen Trump und bis zuletzt half sie Biden, trotz der knappen Mehrheit wichtige Politikvorhaben umzusetzen. Dass die Midterms weniger schlimm für die Demokraten ausgingen, als zu erwarten war, ist auch ihr Erfolg.

Dass sie nun ihren Abschied ankündigte, war nicht zwingend. Viele hatten sie gebeten, doch noch weiterzumachen. Aber die 82-Jährige war auch am Donnerstag vorbildlich: Im weißen Hosenanzug, der Farbe der Suffragetten, die sie in entscheidenden Momenten immer trägt, erklärte die kalifornische Demokratin, dass sie den Weg frei mache für die nächste Generation. Mancher Mann sollte sich daran ein Beispiel nehmen.

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