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Boris Becker

© dpa

Boris Becker: "Ich zeige den wahren Boris Becker"

Nur einer wird behaupten wollen, es gebe von Boris Becker zu wenige Bilder und Worte in dieser Medienwelt: Boris Becker. Und weil er für diese Überzeugung Partner und Sponsoren gefunden hat, gibt es jetzt das Boris-Becker-Fernsehen. Ein Porträt.

Es sei das erste personalisierte Web-TV auf dem Globus, behauptet der 41-Jährige. Getreu dem satten Slogan „Ich zeige den wahren Boris Becker“ soll der Klicker erfahren, wer der Ex-Tennisstar ist, wie er sich durch die Zeit leibt und lebt. Die ersten Videos zeigen Becker plus Kinder plus Lilly Kerssenberg, die mit der Hochzeit am 12. Juni Frau Boris Becker sein wird. Mit dem Projekt spielt der dreifache Wimbledonsieger ein gemischtes Doppel: Einerseits will er seine Popularität noch gewinnbringender für Werbeeinahmen nutzen, andererseits auf sein Bild in der Öffentlichkeit massiv Einfluss nehmen. „Ich glaube, dass der ,Becker 2009’ doch etwas anderes ist, als es in diesem Land rüberkommt“, sagt der Leimener.

Bisher gleicht das Becker-Bild eher einer Bildstörung. Nach seiner grandiosen Sportlerkarriere hat das Publikum Becker als scheiternden Unternehmer – Mercedes- Niederlassung in Stralsund, Internet-Portal „Sportgate“, Fernsehtalker – und als emsigen Frauentauscher erlebt. Solides Einkommen konnte er nur als Werbefigur, und da immer wieder mit Rückgriff auf seine Tennis-Gloriole, erzielen. Der öffentliche Boris Becker zieht seine Leistung nicht aus handfesten Leistungen, sondern aus seiner Prominenz. Ein Leistungsprominenter, das ist er. Wer so groß lebt wie Boris Becker, der benötigt immer größere Gesten, immer heftigere Symbole und vor allem ganz viel Selbstvergewisserung. Seine Hochzeit mit Lilly Kerssenberg, die für BB-TV auch als Kamerafrau arbeitet, wird riesengroß in St. Moritz gefeiert, die Fernsehrechte sind für eine zweiteilige Soap an RTL verkauft, auch die „Bild“ wird zu ihrem Recht kommen.

Wenn Becker sagt, er sei via Becker-TV „quasi der erste Promi, der sich selbst verfolgt“, dann mag es dem Normalbürger Angst und Bange werden, für Becker selbst ist es der konsequente Versuch, die Bild- und Tonherrschaft über sich selbst und die medial-kommerzielle Verwertung seiner selbst zu gewinnen. Fraglich, ob aus dem Selbsterlös die Selbsterlösung erwächst. Denn das Internet ist die aktuell gefräßigste Medienmaschine. Hin und wieder ein Video, das genügt beileibe nicht: Das Boris-Becker-Leben muss zum Livestream werden. 

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