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Schüler bei den Hausaufgaben.

© Imago/Wolterfoto/Jörn Wolter

Hausaufgaben abschaffen?: Das meint die Tagesspiegel-Community zur Forderung der Linken-Chefin

Janine Wissler möchte Hausaufgaben für Schüler abschaffen. Begründen tut sie das mit weniger Belastung und Stress im Familienleben. Ein Pro und Kontra unserer Online-Leser.

Linken-Chefin Janine Wissler möchte Hausaufgaben für Schüler abschaffen. Unsere Leserinnen und Leser haben größtenteils wenig Verständnis für Wisslers Idee und ihre Begründungen. Ironie und Ablehnung überwiegen in den Kommentarspalten. Was Befürworter und Gegner von diesem Vorstoß halten, lesen Sie hier in einer redaktionellen Auswahl unserer Leserkommentare.


Pro

DarkWiiPlayer
Wenn ich abends meine 8 Stunden gearbeitet habe, dann sage ich „Feierabend“, und gehe nachhause. Bis zum nächsten Arbeitstag ist dann für mich Freizeit angesagt. Warum man jetzt ausgerechnet bei Kindern, denen man ja eigentlich am meisten ein unbeschwertes Leben wünscht, dieses Feierabendgefühl nicht für wichtig hält, ist mir gänzlich unverständlich. 

Wir wollen doch immer eine gute Work-Life-Balance sehen, warum lehren wir dann in den Schulen, dass man grundsätzlich Arbeit mit nachhause bekommt, wenn dies doch im Berufsalltag (zu Recht!) als falsch und ungesund gesehen wird.


Patrick2009
Aus meiner Sicht geht es um die grundsätzliche Frage, ob es sich unsere Gesellschaft zukünftig noch leisten kann, angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels jährlich um die 50.000 Schulabbrecher zu akzeptieren. Die Einführung flächendeckenden Ganztagsunterrichts (und nicht nur bis zur 4. Klasse) scheint ein geeigneter Weg zu sein, um Kinder aus bildungsfernen Schichten systematisch schulisch zu betreuen und zu fördern. Bei einem Unterricht bis 15.30 oder 16.00 Uhr fällt dann vielleicht die Notwendigkeit von Hausaufgaben weg.


Birgi
Leider sind die Kinder auf dem Gymnasium oft bis 15.30 Uhr in der Schule. Von einer Vormittagsschule sind wir weit entfernt. Das war vielleicht so, als wir selbst zur Schule gingen und spätestens um 13.30 Uhr zu Hause waren. Ich unterrichte auf einem Gymnasium und reduziere die Hausaufgaben auf ein absolutes Minimum, da viele Jugendliche schon Hobbies an den Nagel hängen, um das Schulpensum zu schaffen.

Das ist eine schwierige Entwicklung! Ich weiß aber, dass viele Kollegen das anders sehen und fände eine verbindliche Reduzierung von Hausaufgaben sehr sinnvoll. Anders ist es in der Grundschule, wenn die Kinder wirklich nur bis mittags Unterricht haben. Lesen und schreiben üben muss sicherlich zu Hause sein.


Drehrummbumm
Ich bin für die Abschaffung von Hausaufgaben. Ich arbeite im Bereich des 35 SGBVIII (Inklusion auf dem Rücken und mit dem Geld der Jugendhilfe) und bin demzufolge häufig in Kontakt mit Schüler:innen, denen es nicht so leicht fällt. Die überfordert man zusätzlich mit Hausaufgaben, weil sie so schon zu Hause nachzuarbeiten haben. Das schafft noch mehr Abstand, noch mehr Frust bis hin zum Absentismus. Die Schüler:innen, denen es leichter fällt, sind davon nur genervt. Mit meinem hochbegabten Kind (mehr Fluch, als Segen) gab es da regelmäßig aufreibende Diskussionen. Verständlich.


Kontra

Madame_X
Mir haben in meiner Schulzeit Hausaufgaben selten was ausgemacht, manch anderem schon mehr. Das ist kein Grund, sie für alle abzuschaffen. Vielleicht sind manche Kinder nicht auf der richtigen Schule? Oder es klappt nicht mit manchem Lehrer? Es gibt viele Gründe, warum Hausaufgaben ein Problem sein können, diese müssen geprüft bzw. beseitigt werden, soweit möglich (manchmal muss das Kind auch einfach durch).

Gerecht wird man dem nicht, indem man sie für alle abschafft. Ich habe viel gelernt z.B. durch 10 mal einen bestimmten Rechenweg anwenden -> wie soll das selbständig gelöst werden können, wenn der Lehrer es vorkaut, der Schüler abschreibt und das war’s?


Ferdinand-Georg
Das Einüben und die Freude am selbständigen kreativen Denken und am selbständigs kreativen Lösen von Problemen soll also verhindert werden. So werden sicher alle gleich studierfähig. Deutschland, Land der Denker.


Paul_Kalbautzke
Der eigentliche Grund für die sozialen Abhängigkeit von Bildungserfolgen ist der, dass das das Bildungssystem in Deutschland so schlecht ist. Daher hängt eben viel von den Eltern ab. Jetzt kann man es natürlich gerecht finden, wenn man die Möglichkeit der Eltern reduziert, das Versagen des Bildungssystem auszugleichen. Dann bleiben alle doof, kann man natürlich gerecht finden. Dass der Chef des GEW-Landesverbandes das offenbar so sieht passt immer dazu, dass ihn das Versagen des Bildungssystems nicht zu stören scheint.


KHPW
Auf dem Gymnasium haben meine Eltern mir nicht helfen können. Hausaufgaben waren bisweilen quälend. Aber sie führten dazu, dass ich gezwungen war, mich selbständig und beharrlich auch mit Widrigem auseinanderzusetzen. Diese Fähigkeiten sind mir geblieben und waren sowohl beruflich als auch privat von größtem Nutzen.


Grossstadtberlinerin
Hausaufgaben hat das Kind auf und soll sie selber machen, nicht die Eltern. Üblicherweise beziehen sich Hausaufgaben auf etwas, was im Unterricht eingeführt worden ist. In der Grundschule können die Aufgaben im Hort gemacht werden. Wenn das Kind die Aufgaben trotzdem nicht bearbeiten kann, müssen Eltern herausfinden, woran das liegt: Nicht aufgepasst? Zu spät Licht aus gemacht? Zu schwierig? Sitznachbarn? Doofer Lehrer? Der Umgang damit ist leider Erziehungsarbeit und damit anstrengend.


TomLub
Mir, Jahrgang. 58, hat meine Mutter nie bei den Schularbeiten in der Grundschule geholfen, obwohl sie nicht arbeiten ging. Mein Vater war Zimmermann und selten vor 18.00 Uhr zuhause. Habe meine Schularbeiten selbst gemacht und hätte es damals auch schon blöd gefunden, mir helfen zu lassen. Auf dem Weddinger Gymnasium konnten mir meine Eltern nicht mehr helfen, habe das aber auch allein hinbekommen, ebenso meine Schulfreunde. Habe kein Spitzenabitur hingelegt, hat aber gereicht, einen guten und interessanten Beruf auszuüben. 

Was ich aber stets und ständig bekommen habe, war die Zuneigung, das Verständnis und die Zeit meiner Eltern, obwohl und vielleicht gerade weil wir als fünfköpfige Familie wenig Geld hatten. Ähnlich verlief es bei unseren Kindern. Schularbeiten fand und finde ich gut und wichtig, wenn sie von den Schulkindern allein angefertigt werden können. Sie sollen den Lernstoff verfestigen und zu selbstständigem Arbeiten führen.

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