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Ursula Weidenfeld ist Wirtschaftsjournalistin. Sie war unter anderem Chefredakteurin von "impulse".

© Mike Wolff

Ein Zwischenruf zu den Schulen: Geld kauft keine Leistung

In der Bildungspolitik heißt die Forderung noch immer und immer wieder: „Mehr Geld“. Doch das ist falsch. „Mehr und vernünftigeres Engagement“ ist die richtige Forderung.

Wer in Berlin lernen muss, hat am Ende einen schlechteren Schulabschluss als in allen anderen Bundesländern. Armes Berlin! So sagt die Berliner Vorsitzende des Philologenverbandes, in dem die Lehrer an Gymnasien organisiert sind. Der Staat müsse halt mehr Geld für die Bildung ausgeben, wenn er bessere Ergebnisse wolle, befindet Verbandschefin Kathrin Wiencek. Leider liegt Frau Wiencek in diesem Punkt ziemlich daneben. Denn der Staat gibt immer mehr Geld für die Bildung aus. Er gibt auch immer mehr aus, um besonders schwierigen Jugendlichen zu helfen. Dennoch bleibt die Antwort seit Jahrzehnten gleich: Wenn Schulen schlecht sind, Kinder und Jugendliche nicht lernen oder Familien versagen, liegt es daran, dass die Gesellschaft zu wenig Geld zur Verfügung stellt. Wer fragt, ob das Geld richtig ausgegeben wird, ob gute Methoden von anderen Bildungseinrichtungen übernommen werden, ob Schulleiter engagiert arbeiten, wird hingegen mit indigniertem Kopfschütteln in die Sarrazin-Ecke verbannt.

Zusammen mit den privaten Ausgaben investieren Staat und Unternehmen in Deutschland inzwischen rund zehn Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes in Bildung und Forschung. Berlin ist zwar bei den Lernergebnissen am Ende der Tabelle, nicht aber beim Geld: In kaum einer anderen Stadt wird so viel Geld ausgegeben, um die unter 30-Jährigen zu fördern, bekommen so viele kleine Kinder die Chance auf eine ganztägige außerfamiliäre Betreuung. Und doch bleiben die Leistungen schlecht? Mehr Geld hat bisher offenbar nur dazu geführt, dass sich mehr Mitarbeiter um den Schüler kümmern. Bessere Arbeit liefern sie offensichtlich nicht ab

Ja, Berlin hat eine schwierige Sozialstruktur. Ja, hier ist die Zahl der Alleinerziehenden besonders hoch. Ja, hier sind viele Lehrer über 50. Aber: Es sind nicht immer die Schulen mit jungen Lehrern, kleinen Klassen, reichen Eltern und modernen Schulgebäuden, die am Ende gut abschneiden. Es sind Schulen mit engagierten (auch älteren!) Direktoren. Es sind Schulen, in denen Lehrer (auch ältere!), die Eltern dazu bringen, sich für den Schulerfolg ihrer Kinder einzusetzen. Es sind Schulen, die ihre Budgets sinnvoll und selbstbestimmt einsetzen dürfen. „Mehr Geld“ ist die falsche Forderung. „Mehr und vernünftigeres Engagement“ ist die richtige.

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