zum Hauptinhalt
Gesche Joost - Mitglied im Kompetenzteam von Peer Steinbrück.

© dpa

Gesche Joost: Frisch, jung - und kein Nerd

Gesche Joost ist keine Ikone der Netzpolitik, sie ist auch keine Netzaktivistin, eher eine Utopistin. Und doch ist sie vielleicht genau die richtige für SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück und sein nicht ganz spannungsfreies Verhältnis zum Netz.

Fehlerfrei war auch dieser Start wieder nicht. Via Twitter verkündete Peer Steinbrück vor wenigen Tagen, dass Gesche Joost sein neues Gesicht für das Netz ist. Nur fehlte gleich zu Beginn etwas: ein O im Namen. Der Fehler war im Gegensatz zu anderen aber schnell ausgebügelt.

Schon einmal hatte Steinbrück beim Versuch, die digitale Welt zu erkunden, danebengegriffen, als er Roman Maria Koidl als Onlineberater einstellen wollte. Auch der „peerblog“ ging nach hinten los. Jetzt also Gesche Joost. Und im Gegensatz zu den ersten Versuchen könnte Steinbrück diesmal ein glücklicheres Händchen gehabt haben. Joost ist keine Ikone der Netzpolitik. Sie ist auch kein Nerd. Genau das ist ihr Vorteil. Sie ist eine, die auf den Ausgleich der Welten aus ist. Sie selbst kommt aus einer Druckerfamilie und weiß, was Strukturwandel bedeutet. Seit 2006 kennt Steinbrück die 38-jährige Kielerin. Sie war im selben Beraterkreis, dem auch Uli Hoeneß angehörte. Nur soll sie öfter da gewesen sein.

Joost verleiht Steinbrück zweierlei – den richtigen Ton für die Netzpolitik und ein frisches, junges, weibliches Gesicht. Beides kann er gut gebrauchen. Joost hat Design an der Fachhochschule Köln studiert und in Tübingen im Fach Rhetorik promoviert. Seit 2011 ist sie Professorin an der Universität der Künste für das Fach Designforschung. Außerdem leitet sie seit 2005 das Design Research Lab.

Thematisch beschäftigt sich Joost dabei mit der Interaktion von Mensch und Maschine. Sie ist bisher weniger Netzaktivistin denn Utopistin. In Zukunft, das hat sie Zeit Online erzählt, werde man mit anderen Sinnen kommunizieren – der Haut zum Beispiel. Um das zu untermauern, hat sie zusammen mit ihrem Team einen Handschuh entwickelt, der mithilfe eines eingebauten Sensors die Sprache von Taubblinden beispielsweise in Mails übersetzt. Auch Kleidung für Schlaganfallpatienten hat sie mitentwickelt.

Mit uneingeschränkt offenen Armen wurde sie aber nicht in der Netzcommunity aufgenommen. Vor allem weil ihre Professur von der Telekom gestiftet wurde und sie den Kurznachrichtendienst Twitter bisher nur sporadisch genutzt hat. Der Konter von Joost: „Netzkompetenz heißt nicht, dass man viele Tweets absetzen muss.“ Seit ihrer Berufung ins Kompetenzteam von Steinbrück sind trotzdem einige Tweets dazugekommen. Es schadet weder ihrer Kompetenz noch ihrer Akzeptanz.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false