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Baschir

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PORTRÄT OMAR AL BASCHIR, PRÄSIDENT DES SUDAN:: "Dahinter stecken fremde Mächte"

Alles Lügen, alles Vorwände! Sudans Präsident Omar Hassan Ahmad al Baschir wird schnell zornig, wenn er auf die Lage in seinem Land angesprochen wird.

Von Caroline Fetscher

In seinen seltenen Interviews weiß er auf alles eine Antwort: Flüchtlingslager? Das seien doch bloß Showcamps für die internationalen Medien. Hunger, Epidemien? So etwas gebe es dort gar nicht – ausgeschlossen. Bürgerkrieg? Dahinter steckten „fremde Mächte“, gierig nach dem Öl der Region Darfur.

Dass marodierende Milizen in der Provinz Darfur im Auftrag der Regierung die Zivilbevölkerung terrorisieren, dass tausende Dörfer abgefackelt, Frauen vergewaltigt und ganze Familien ermordet wurden, das seien „alles Lügen“, sagt der Präsident: „Vergewaltigung gehört nicht zur Kultur des Sudan.“ Da werde auf dieselbe Weise gelogen, wie der frühere US-Außenminister Colin Powell über die Massenvernichtungswaffen im Irak gelogen habe, setzt der stämmige Mann gerne hinzu.

Ganz anderer Ansicht ist die Anklagebehörde des Internationalen Strafgerichtshofes in Den Haag. Im Juli 2008 stellte sie einen Antrag auf Haftbefehl gegen den Präsidenten. Laut einem Bericht der „New York Times“ sollen Diplomaten und Juristen jetzt erfahren haben, dass die Richter des Tribunals den Haftbefehl in Kraft treten lassen wollen. Für das 2002 gegründete „Weltgericht“ wäre dies ein doppelter Präzedenzfall: Erstmals würde dort ein amtierendes Staatsoberhaupt angeklagt und erstmals lautet eine Anklage auf Völkermord. Das nämlich legen die Ankläger unter Leitung von Moreno Ocampo dem 1944 geborenen Mann zur Last, der sein Land – dort leben 30 bis 40 Millionen Einwohner auf einer Fläche, die siebenmal größer ist als die Bundesrepublik – mit einer Kombination aus Grausamkeit, Skrupellosigkeit und Korruption führt.

Vor einem Jahr schätzte ein UN-Experte die Zahl der Toten im Konflikt um das Gebiet Darfur auf mindestens 300 000. Arabische Reitermilizen und sudanesische Militärs wüten in dieser Region unerbittlich, beauftragt von al Baschir. Ihm, dem erklärten Feind der UN und Förderer des Ölexports nach China, müsste nachgewiesen werden, dass er am oberen Ende der Befehlskette steht. Hilfsorganisationen befürchten nun, der Haftbefehl werde ihre ohnehin mühsame Arbeit weiter belasten. Doch die Ankläger machen eines deutlich: Dass bewusstes Zulassen schwerster Verbrechen inakzeptabel ist.Caroline Fetscher

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