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Jan Böhmermann, alles im Blick?

© Christophe Gateau/dpa

Böhmermanns Attacke auf Merz: Nicht jede Beleidigung ist gleich Kunst

Ein Tweet – und wie immer bei Böhmermann wirkt der. Da muss er keine Namen nennen, um den CDU-Chef zu treffen. Aber Vorsicht: Worte haben Macht.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Jan Böhmermann – ein Name ist Programm. Eklats, Coups, eine Staatsaffäre, kurz: Zahme Unterhaltung ist mit ihm nicht zu machen. Der Meister der Misstöne, dessen Anspruch es ist, mit dem ZDF Magazin Royale „nicht nur Quote zu machen, sondern über die Sendung hinaus stattzufinden“.

Das tut er, und es ist ihm wieder einmal gelungen, mit einem Tweet. Böhmermann äußert sich darin über Aussagen von CDU-Chef Friedrich Merz zu Kooperationen seiner Partei mit der AfD auf kommunaler Ebene so: „Keine Sorge, die Nazis mit Substanz wollen nach aktuellem Stand voraussichtlich nur auf kommunaler Ebene mit Nazis zusammenarbeiten“, schreibt der Satiriker.

Dem vorausgegangen war, dass Merz auf der Klausur der CSU-Landesgruppe die Union als „Alternative für Deutschland mit Substanz“ bezeichnet hatte. Und hinzu kamen jetzt noch Äußerungen von Merz im ZDF-Sommerinterview zum Umgang mit der AfD in Kommunen, die so interpretiert wurden, dass die Brandmauer einer klaren Abgrenzung der CDU zu den Rechtspopulisten bröckle.

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Klar, dass Merz Aufregung verursacht

Ja, dass Merz Aufregung hervorruft, ist selbstverständlich. Bei Weitem nicht für alle verständlich ist, wie Böhmermann über die Satire hinausgeht. Weshalb dann wiederum verständlich wird, dass CDU-Bundesvize Karin Prien ihrerseits auf Twitter scharf reagiert: Der Tweet von Böhmermann sei „widerlich und unentschuldbar“ gegenüber Merz und der CDU.

Satire darf alles? Die Frage stellt sich Prien so nicht, sie nimmt den Einwurf Böhmermanns als Vorwurf sehr ernst. Denn schlimmer noch als der Angriff auf „unsere CDU“ ist für Prien die „Verharmlosung der Nazis und die schleichende „Nazifizierung“ von allem, was politisch nicht passt“. Das spalte die Gesellschaft und betreibe das Geschäft der Nazis, schreibt Prien, Stimme des Jüdischen Forums der CDU.

Die Wortbedeutung von Satire lautet: Sie ist eine Kunstgattung, die durch Übertreibung, Ironie und beißenden Spott an Personen und Ereignissen Kritik übt, sie der Lächerlichkeit preisgibt, Zustände anprangert, mit scharfem Witz geißelt. Die Frage ist, ob Böhmermann hier als Satiriker oder als politischer Kritiker geschrieben hat.

Friedrich Merz mag vieles sein, aber ein Nazi ist er nicht, auch kein Neonazi. Nazi im Übrigen sowieso nicht, weil deren Verbrechen in der Geschichte unvergleichlich sind. Darum: Nicht alles, was dieserart beleidigend daherkommt, ist gleich Kunst. Und wo Misstöne zu schrill werden, müssen sie nicht auch noch gelikt werden.

Eklats sind von Jan Böhmermann zu erwarten, eine Entschuldigung auch? Die wäre neu im Programm. Und geradezu ein Coup.

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