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Meinung: Atlantiker Schmidt

„Staaten kennen keine Moral, nur Interessen“ vom 5. Januar Im Leserbrief von Wolfgang Heinze ist einiges zurechtzurücken.

„Staaten kennen keine Moral, nur Interessen“ vom 5. Januar

Im Leserbrief von Wolfgang Heinze ist einiges zurechtzurücken. So hat Helmut Schmidt es in diesem erwähnten Buch „Die Mächte der Zukunft“ nicht formuliert. Die Wiedergabe durch Heinze ist weder in seinen Worten präzise noch vollständig. Und Schmidt würde, davon bin ich überzeugt, sich heute dagegen wehren, wenn seine damalige Einschätzung (2004) mit Wladimir Putins heutiger Art des Regierens in Verbindung gebracht würde. Schmidt hat damals die Welt in einer –wie er selber schrieb – skizzenhaften Weise („Mein Szenario muss zwangsläufig vereinfachen“) unterteilt. Im von Heinze aufgegriffenen Teil geht es ausschließlich um die Frage, wer ökonomisch zu den „Gewinnern“ und wer zu den „Verlierern“ zählen werde – und zwar hat Schmidt bezogen auf die sog. Entwicklungsländer drei Faktoren genannt, die Voraussetzungen des wirtschaftlichen Erfolgs seien: Diese Länder müssten wirtschaftlich aufgeklärt sein (1); sie müssten einsichtig sein (2) und (3) innenpolitisch autoritative Macht ausüben können. Können. Ob sie das tun oder müssen, ist eine ganz andere Frage. Heinze lässt ein Schmidt-Zitat in wörtlicher Rede weitergehen, obwohl es bei Schmidt mit den Worten „… zu verwirklichen“ aufhört. Auch das ist nicht korrekt. Das ist einfach Manipulation. Das passt zu dem merkwürdigen Versuch, aus dem überzeugten Atlantiker Schmidt so eine Art ideellen Großvater Putins zu machen. Das funktioniert nicht. Das ist ein Versuch, der nicht verfangen wird.

Klaus Vater, Berlin-Mitte

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