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Amel Karboul, Tunesiens neue Tourismusministerin.

© Rolf Brockschmidt

Tourismusministerin Tunesiens: Amel Karboul: „Ich bin immer froh, wenn es Widerstand gibt“

Sie wuchs in einem fünfsprachigen Haushalt auf, studierte in Deutschland, arbeitete mit internationalen Top-Managern, leitet seit 2007 ihr eigenes Unternehmen und ist Mutter zweier Töchter: Amel Karboul ist ein Multitalent - und seit knapp einer Woche neue Tourismusministerin in Tunesien.

Eigentlich wollte sie in Oxford promovieren, aber dann bekam sie vor gut zwei Wochen einen Anruf des Premierministers Mehdi Jomaa. „Tunesien braucht dich! Du hast zwei Stunden, dir das zu überlegen!“ Ihr deutscher Mann habe ihr zugeraten. Und so wurde die 41-jährige Tunesierin Amel Karboul – Mutter zweier Töchter und Inhaberin einer international erfolgreichen Consultingfirma mit Sitz in Köln, Tunis und Virginia – in der neuen Übergangsregierung erste Ministerin für Tourismus. „Danach habe ich einen Schrecken bekommen. Ob ich das auch packe?“ Doch die Tunesier sind von ihrer eleganten und jungen Ministerin begeistert, die Presse lobte ihren stilvollen Auftritt bei der Feier der Verfassung im Bardo-Palast.

Amel Karboul weiß, was sie will. Sie ist ein Kommunikationstalent, spricht druckreif und schnell und lässt durchblicken, dass sie ungewöhnliche Wege gehen will. Nach dem Abitur lernte sie Deutsch und studierte von 1992 bis 1996 am heutigen KIT Karlsruhe Maschinenbau und schloss als erste Frau als Jahrgangsbeste ab.

Sie ist erst eine Woche im Amt. „Ich will das Ministerium aus der Perspektive eines Touristen führen. Tourismus ist mehr als Hotel und Strand – Tourismus ist Begegnung.“ Als Touristin verfüge sie über 18 Jahre Erfahrung. „Welche Qualität erlebe ich?“, fragt sie. Sie verlangt emotionale Intelligenz, die sei entscheidend. „Ich sehe meine Rolle in der Veränderung, und die geschieht vor allem auf der menschlichen Ebene“, sagt sie mit Nachdruck. Tunesien habe alles, es müsse das nur gut erzählen.

Ende des Jahres wird gewählt, und sie hat einen Plan: „Ich denke langfristig, ich bin deutsch erzogen: Ich will mehr als zehn Monate.“ Als Erstes geht es ihr um die Verbesserung der Qualität, um Sauberkeit und Umwelt. „Es reicht nicht, den Müll aufzusammeln – denn was tun wir dann mit ihm? Wir brauchen nachhaltige, systemische Lösungen.“

Im nächsten Jahr, sagt Karboul, müsse man besser die Marke Tunesien verkaufen und im Jahr darauf den Ökotourismus, Boutiquehotels und archäologische Stätten besser inszenieren. „Man muss nur kleine Samen setzen, die anderen werden es kopieren. Und die Tunesier müssen ihr Land mehr als ihr eigenes erkennen.“ Dass sie es schaffen kann, den Apparat des Ministeriums neu zu strukturieren und effizienter zu gestalten, traut man ihr durchaus zu. „Ich bin immer froh, wenn es reichlich Widerstand gibt“, hat sie einmal gesagt.

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