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Anders Behring Breivik am zweiten Tag seines Prozesses in Oslo.

© AFP

Anders Breivik vor Gericht: Alles Elend

Für Angehörige ist der Breivik-Prozess eine Tortur, für Außenstehende gleichermaßen abstoßend wie faszinierend. Dass Anders Breivik keine Reue zeigen würde, sei jedoch nicht anders zu erwarten gewesen, meint unser Autor.

Öffentlich hat ein Strafprozess zu sein, ein heiliger rechtsstaatlicher Grundsatz mit einer Kehrseite: Alles Elend fasst einen an, nichts bleibt verborgen. So tritt Anders Breivik nach seiner unfassbaren Tat auf die Bühne eines Osloer Gerichts und serviert einem erschrockenen Publikum krude Ansichten hinter arroganter Fassade, weltweit überbracht von TV- Kameras und simultan gedolmetscht. Natürlich will man das nicht sehen und sieht es doch, ist abgestoßen und doch eigentümlich fasziniert. Breivik, der Massenmörder, der sich als Held des Widerstands begreift und auf Notwehr plädiert, und seine Wahlverteidiger, die den Quatsch juristisch unterfüttern sollen – Wahnsinn mit Methode?

Fest steht, es wird eine Marter für Angehörige und einfühlsame Beobachter, zumal die Anwälte ankündigten, es komme noch schlimmer. Aber statt sich zu empören empfiehlt sich das Eingeständnis, dass eben dies und nichts anderes zu erwarten war. Reue ist unter Gewalttätern ein seltenes Phänomen, Anders Breivik ist da ein Normal- und kein Ausnahmefall.

Ein Strafprozess leistet nur begrenzt, was sich eine verletzte Gesellschaft an Genugtuung wünscht. Und manche sind so grausam wie das Geschehen, das ihnen zugrunde liegt.

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