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Tagesspiegel-Kolumnist Helmut Schümann.

© Karikatur: Tagesspiegel

Sprachpanscher: Alles auf Baylisch

An der TU München werden künftig Masterstudiengänge in Englisch abgehalten. Unser Kolumnist Helmut Schümann freut sich auf studierte Förster, die mit ihrem Rotwild auf Baylisch parlieren.

Und schon wieder Herrmann. Aber nicht Joachim, der Erste Vorsitzende des Roberto-Blanco-Fanklubs von der CSU. Auch nicht Eva, die Protokollführerin der Freunde der schwachmatigsten Verschwörungstheorien. Diesmal heißt unser Herrmann Wolfgang und ist Präsident der Technischen Universität München. Man darf wohl annehmen, dass er nicht mit „Ein bisschen Spaß muss sein“ auf den Lippen durch das Universitätsgebäude flaniert. Des Weiteren darf man annehmen, dass er dem Denken nicht abgeschworen hat. Universitätspräsident wird man nicht, wenn man, wie oben erwähnte Eva, nur noch über rudimentäre Mengen grauer Hirnzellen verfügt. Aber was sich Wolfgang Herrmann nun gedacht hat? Immerhin hat er dafür einen Titel geholt, verliehen vom Verein Deutsche Sprache, der sich um den Erhalt der deutschen Sprache kümmert und sich gegen die Überfrachtung mit Anglizismen wehrt. Well, der Deutschtümelei ist der Verein aber unverdächtig und steht auch den deutschunkundigen Pegidas und Gleichgesinnten nicht nahe. Der Verein hat Herrmann zum Sprachpanscher des Jahres 2015 erwählt.

Wolfgang Herrmann will die TU München bis zum Jahre 2022 international aufstellen, wie man das heute sagt, und sprachlich umstrukturieren. Das Ziel ist es, bis zu diesem Jahr alle Masterstudiengänge in Englisch abzuhalten.

Germanistik nicht. Die wird an der TU nicht gelehrt. Aber solche Sachen wie Agrarwissenschaften, Forst- und Holzwirtschaft, Architektur oder Landschaftsarchitektur. Nun ist die Wissenschaftssprache in vielen Bereichen längst Englisch, und auch an anderen Universitäten wird nicht mehr in Deutsch gelehrt. Aber lustig ist die Vorstellung schon, dass demnächst der Förster durch den Bayerischen Wald streift und mit seinem Nieder- und Rotwild Baylisch parliert. Oder wenn der Holzarbeiter zur chainsaw greift, wenn er bislang noch die Kettensäge sprechen lässt.

Medizin ist aber wie die Germanistik vorerst auch noch ausgenommen. Was ein wenig schade ist, wo man heute beim Besuch so manchen Hausarztes das Latinum und Graecum vorweisen muss. Aber nun herrscht ja in Bayern ohnehin babylonische Sprachverwirrung, zumindest für Nichtbayern. Verstehen tut man da nichts, außer vielleicht jetzt auf der Wies’n bald wieder Oans, zwoa, gsuffa! Eine Vereinheitlichung ist also keine schlechte Sache. Und bis dahin hat sicher auch der andere Herrmann gelernt, was Neger auf Englisch heißt.

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