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Nashirah Chorale aus Philadelphia beim Auftritt in der Synagoge in der Rykestraße.

© Foto: Gerd Nowakowski

Louis-Lewandowski-Festival: Triumph der Vielfalt

Beeindruckende Stimmen und nachdrückliche Solidarität mit Israel beim Abschlusskonzert des 13. Festivals synagogaler Musik

Mit einer beeindruckenden stimmlichen und musikalischen Vielfalt jüdischer Musik endete am Sonntag das viertägige Louis-Lewandowski-Festival in der Synagoge Rykestraße in Mitte. Das Finale nach Konzerten in Cottbus, Potsdam und verschiedenen Berliner Bezirken war vor dem Hintergrund des Terrorangriffs auf Israel eine eindringliche Demonstration der Solidarität mit Israel. Der Geschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, Nils Busch-Petersen, der das Festival vor 13 Jahren gründete und seitdem leitet, berichtete zu Beginn vom veränderten Programm. Eigentlich sei das Festival als „krachende Party“ zum 75-jährigen Bestehen Israels geplant gewesen.

Solidarität statt Party

Doch seit der Terrorattacke vom 7. Oktober sei mit der staatlichen Existenz Israels auch eine „einzigartige und wunderbare Vielfalt“ der Musik bedroht. Deswegen stünde das Lewandowski-Festival, das ansonsten das Wirken des Komponisten als Erneuerer der europäischen Synagogalmusik würdigt, diesmal im „Zeichen der Solidarität“ mit Israel. Busch-Petersen berichtete zudem von den organisatorischen Schwierigkeiten der letzten Wochen und von einer „Berg-und-Tal-Fahrt“ durch zahlreiche Absagen, weil Musiker ihre Familien in Israel nicht allein lassen oder ihr Land verteidigen wollten.

Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) betonte, das seit dem 7. Oktober „unsere Welt eine andere ist“. Es sei richtig gewesen, das Festival nicht abzusagen. Jetzt sei vielmehr die Zeit für ein „klares Bekenntnis zu Israel und zu einer starken Solidarität“. In diesen Tagen gehe es auch darum, jüdisches Leben in Berlin zu schützen. „Hass, Hetze und Antisemitismus dürfen auf unseren Straßen keinen Platz haben“, sagte Wegner: „Wir stellen uns an die Seite von Jüdinnen und Juden, wenn sie bedroht werden.“

Zugleich gedachte Wegner der israelischen Geiseln und drückte seine Hoffnung aus, dass die Hamas sich einer humanitären Lösung öffnet. Neben Wegner war auch der Brandenburgische Landwirtschaftsminister Axel Vogel (Grüne), die Berliner Fraktionsvorsitzenden Anne Helm (Linke) und Bettina Jarasch (Gründe) sowie die Polizeipräsidentin Barbara Slowik unter den Gästen.

Okzident und Orient

Das Konzert in der gut besetzten Synagoge beeindruckte danach mit berührenden Stimmen und vielschichtigen Chorwerken der jüdischen Synagogalmusik sowie Auftritten verschiedener Instrumental- und Gesangsgruppen. Deren Auftritte machten sehr deutlich, aus welch unterschiedlichen kulturellen Hintergründen und den verschiedensten Regionen der Welt sich die jüdische Musikkultur speist – einer Mischung aus Orient und Okzident sowie Rhythmen, die Einwanderer aus islamischen Ländern mitbrachten.

Tehila Goldstein und ihre Band präsentierten unter anderem ein ans Herz greifendes jemenitisches Volkslied, in dem sich eine Tochter gegen ihre Verheiratung wehrt.
Tehila Goldstein und ihre Band präsentierten unter anderem ein ans Herz greifendes jemenitisches Volkslied, in dem sich eine Tochter gegen ihre Verheiratung wehrt.

© Foto: Gerd Nowakowski

So hat die Musik von Anna-Lisa Nathan einen tunesischen Hintergrund; während das Yamma-Ensemble sich aus der jahrhundertelangen jüdischen Tradition im Jemen und bulgarisch-sephardischen Wurzeln speist. Übrigens hing auch der Auftritt von Yamma mit der beeindruckenden Stimme der Sängerin Talya Solan am seidenen Faden. Der Schlagzeuger, derzeit als Soldat im Einsatz, habe dann aber mit einer Sondererlaubnis nach Berlin reisen können. Mit starkem Beifall bedacht wurde der Auftritt der extrem ausdrucksstarken Tehila Goldstein und ihrer Band.

Gemeinsam die Nationalhymne

Mit großer Intensität präsentierte sich als Gastgeberchor das Synagogal Ensemble Berlin, geleitet von der Organistin und Chorleiterin Regina Yantian. Es besteht aus zwölf Sängerinnen und Sängern, die den Berliner Opernchören angehören oder freiberuflich als Solisten arbeiten. Das Publik beeindruckte daneben auch die stimmliche Vielfalt des Nashirah Chorale aus Philadelphia. Beide Chöre vereinigten ihre vokale Kraft beim Finale des Konzerts zu einer bewegenden Darbietung der haTikwa, der Nationalhymne Israels.

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