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Kultur: Zum Tod des Filmregisseurs

Die Mühle schwimmt weg. Levins Bootsmühle.

Die Mühle schwimmt weg. Levins Bootsmühle. Treibt in tausend Brettern den Fluß hinunter. So fing das an, und man vergisst es nicht mehr. Nicht diesen Anfang, nicht den jungen Christian Grashof als Levin und all die anderen vom Deutschen Theater. Und die Musik dieses Films auch nicht. Jenes kleine jüdische Lied, das ein einziger Triumph ist über den satten deutschen Bauern (Erwin Geschonneck), der Levin, dem Juden, dem Polen seine Mühle nahm. - "Levins Mühle" ist einer der schönsten, poetischsten Defa-Filme. Johannes Bobrowskis Geschichte in Horst Seemanns Bildern.

Horst Seemann ist tot. Zuletzt, als er krank war, wurde es sehr still um ihn. Mitte der neunziger Jahre baten ihn noch Schüler einer 10. Klasse aus Niedersachsen, ihr Filmprojekt zu leiten. "Fremdsein in Deutschland", eine Jahrhundert-Befragung.

Nach "Levins Mühle" (1980) kam "Hotel Polan und seine Gäste", davor "Fleur Lafontaine". Beides Fernsehfilme. Aber völlig unmögliche Fernsehfilme. Seemann hatte ja kein Talent für kleine Formate. Also machte er Kino fürs Fernsehen. Für Angelica Domröse und Herwart Grosse. Fleur und Paula, das sind die beiden großen Vornamen der Domröse. Den einen hat sie von Heiner Carow, den anderen aber von Seemann. Und dann der "Beethoven" (1976). Das Buch schrieb Seemann zusammen mit Günter Kunert. Bloß keine Biografie! Und so begann in Kunerts Sprache, Seemanns Episoden und mit Donatas Banionis Gesicht dieser Beethoven ein zum Zerreißen gespanntes Leben, um in der letzten Szene durch die Stalinallee zu laufen. Beethoven inmitten der Kleingeister und Spießer. Beethoven in der Stalinallee. Er ist ja oft umgezogen. Seemann irgendwann auch. Von Kleinmachnow bei Berlin nach Oberbayern. Horst Seemann starb am Donnerstag, 62 Jahre alt.

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