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Falckensteinstraße, Ecke Schlesische Straße. Fotografiert von Valery Faminsky, Berlin Mai 1945.

© Valery Faminsky / Arthur Bondar’s Private Collection

WWII-Fotografien im Willy-Brandt-Haus: Der Zweite Weltkrieg als großer Zerstörer

Das Willy-Brandt-Haus zeigt Bilder aus dem Europa des Zweiten Weltkriegs. Sie erinnern an das Leid der Vergangenheit und an Konflikte der Gegenwart.

Sie haben die Belagerung, Bombardements und Eroberung Warschaus überlebt. Kinder und alte Männer schauen in die Kamera des unbekannten deutschen Fotografen der Wehrmacht, der diese Aufnahmen 1939 in Warschau gemacht hat.

Die Menschen wissen nicht, was ihnen bevorsteht. Ohne Pathos dokumentiert er die ausgebrannten Wohnungen, die Menschen, die ihr Überleben sichern wollen. Doch viele werden die nächsten Monate nicht überleben.

Die eindringlichen quadratischen Fotos sind die Ouvertüre der Ausstellung „Neue Zeit? Warschau 1939. Ukraine 1941/42. Berlin 1945“ im Willy-Brandt-Haus. Der Historiker Peter Steinbach hatte dem Freundeskreis des Hauses die Ausstellung der Fotos aus Warschau vorgeschlagen.

Ergänzt wurde sie um die Fotos von Dieter Keller, der als Soldat 1941/42 im Grenzgebiet zwischen der Ukraine und Weißrussland eingesetzt war sowie die bemerkenswerten Fotos des russischen Kriegsfotografen Valery Faminsky, der von April bis Mitte Mai 1945 die sowjetischen Truppen beim Kampf um Berlin begleitet hatte.

Die offiziellen Feierlichkeiten zum Ende des Zweiten Weltkriegs sind zwar vorbei, Corona hat die Ausstellungen im April verhindert – doch es ist nicht zu spät. Die Fotos scheinen Geschichte zu sein, doch die Menschen, die all das Leid ertragen mussten, die uns da entgegenblicken, sie erinnern uns an ähnliche Bilder, die wir aus Aleppo, Idlib oder Sarajevo kennen. „Der Krieg war niemals der Vater aller Dinge. Er war immer der große Zerstörer“, sagt Peter Steinbach bei der Eröffnung.

Eine persönliche Verarbeitung des erlebten Grauens

Die mit weißen Leisten dezent gerahmten Fotos von Dieter Keller nähern sich auf eine ganz persönliche Weise dem Grauen des Krieges. Keller hatte als Verlegersohn viele Freunde beim Bauhaus, sein Blick ist an dessen Ideen geschult. Scheinbar unschuldig mutet die Mondlandschaft an, doch es ist der Rauch brennender Dörfer, der den Himmel verdunkelt.

Ganze Bildserien verlassener, brennender Bauernkaten hat er fotografiert, aber auch tote Frauen – und Pferde. Ein einsamer Bauer pflügt ein riesiges Feld, am Ende der Serie taucht ein ähnliches Bild auf, ein Schlitten im Winter.

Der private Blick auf den Krieg. Dieter Keller, Ukraine 1941/42
Der private Blick auf den Krieg. Dieter Keller, Ukraine 1941/42

© Dieter Keller Dr. Norbert Moos

Keller hat seine Fotos heimlich nach dem Krieg entwickelt und niemandem gezeigt. Sie waren eine persönliche Verarbeitung des erlebten Grauens.

[Bis 25. Oktober, Willy-Brandt-Haus, Samstag und Sonntag 10 bis 20 Uhr, Eintritt frei, Ausweis erforderlich. Zugang nur mit Zeitfensterticket, Buchung online unter www.fkwbh.eventbrite.com]

An Faminskys Bildern berührt der ehrliche Blick. Er hat ein Auge für das menschliche Leid, machte keinen Unterschied zwischen verletzten sowjetischen Soldaten und deutscher Zivilbevölkerung.

Das Bild von der Verlesung der Kapitulation am 2. Mai in Berlin vor begeisterten Kindern und skeptischen Erwachsenen ist eines der wenigen Fotos, das schon auf eine neue Zeit hindeutet.

Eine andere Herangehensweise zeigt die russisch-amerikanische Fotokünstlerin Benita Suchodrev in ihrer Ausstellung „Echo des Krieges“. Sie sammelt offizielle und private Fotos aus dem Zweiten Weltkrieg aus verschiedenen Ländern und arrangiert sie zu universellen Themenkomplexen. Menschliches Leid kennt keine Grenzen und keine Nationalitäten.

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