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Kultur: Wundermotor

Freiburger Barockorchester im Kammermusiksaal.

Es gibt in Bachs Vokalwerken immer auch Schmunzelmomente. In der Kantate „Nun komm der Heiden Heiland“ ist dies meist die Aufforderung an den „starken Helden“ Jesus, doch bitte recht „geschäftig“ zu sein – was sich mit der geschäftigen Streicherbegleitung, die sich an einem hartnäckigen Ostinato abarbeitet, putzig anhören kann. Ganz mühelos können der Bass Peter Kooij, das Freiburger Barockorchester unter Marcus Creed diese Klippe nicht umschiffen. Dennoch ist es gerade der Umgang mit stark figurierten, motorischen Instrumentalbegleitungen, der den Reiz des Programms im Kammermusiksaal ausmacht.

Bachs Werk gegenübergestellt ist nämlich die Missa Dei Filii des von ihm geschätzten genialen Zeitgenossen Jan Dismas Zelenka. Wie Bach war Zelenka ein aus dem Instrumentalfach kommender starker Kontrapunktiker, der seine Vokalpartien gerne mit einer belebten, fast manisch motorischen Instrumentalbegleitung unterfütterte. So expressiv und locker belebt dies vom Freiburger Barockorchester gestaltet wird und so groß der Jubel über das Gipfeltreffen der Meister Bach und Zelenka ist – ganz will sich diese instrumentale Geschäftigkeit mit dem langen Atem von Bachs und Zelenkas Choralzitaten nicht immer verbinden.

Uneingeschränkt glücklich hingegen die Aufteilung der Stimmgruppen des formidablen Collegium Vocale Gent in quasi solistisch agierende Blöcke. Für Aha-Effekte sorgt auch die Violino piccolo, die im einleitenden Brandenburgischen Konzert mit fast bratschenhaft warmem Glanz überrascht. Und zum Wunder, das Thomas Hobbs, Primus inter Pares der vorzüglichen Solisten, mit keusch schimmerndem Tenor preist, gehört schließlich, dass ihm sogar der kritischste Zuhörer das Staunen über die unbefleckte Empfängnis mit Rührung abnimmt. Carsten Niemann

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