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Fabian Hinrichs in „Sardanapal“ nach Lord Byron in der Volksbühne. Foto: Apollonia T. Bitzan/Volksbühne/dpa

© dpa/Apollonia T. Bitzan

Wenn es mal zur Sache geht: Das Theater und seine Treffer

Vieles auf den Bühnen ist brav und langweilig. Schlagzeilen gibt es nur bei Personalstreit. Nach Ausnahmen muss man lange suchen. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Rüdiger Schaper

So voll und gedrängt war der Kalender selten. An der Schaubühne läuft das Festival Internationaler Neuer Dramatik, „FIND“, und gleich im Anschluss beginnen am Deutschen Theater Berlin die „Autor:innentheatertage“, gefolgt vom Theatertreffen der Berliner Festspiele, wo die neue Leitung mit einem dicken Extraprogramm aufwartet.

Doch etwas fehlt. Jedenfalls wird man den Verdacht nicht los, dass Quantität nicht nur in diesem Punkt Qualität ersetzt. Und das fühlt sich nach der Pandemie nicht anders als vor der Pandemie an. Und ja, man muss auch froh ein, dass das Publikum jetzt wieder zurückkommt.

Zoff an der Volksbühne

Wenn Theater auffällig wird, dann eigentlich nur durch mehr oder weniger prominente Personalien. Der Abgang von Benny Claessens zum Beispiel. Er gilt als Extremschauspieler und hat im Krach die Volksbühne verlassen. Beim Theatertreffen 2018 hatte der Regisseur und Schauspieler Fabian Hinrichs den Kollegen für den Alfred-Kerr-Darstellerpreis ausgewählt und belobigt. Und jetzt wirft Claessens kurz vor der „Sardanapal“-Premiere hin.

Der Krach war wieder aufregender als die Inszenierung selbst: keine Seltenheit in einem Betrieb, der sich nur mit Missbrauchsgeschichten in die Schlagzeilen bringt, aber schon lange nicht mehr mit einem Stück Gegenwartsgeschichte, mit einer unerhörten ästhetischen Erfahrung oder einem gesellschaftlichen Aplomb. Die meisten Aufführungen gefallen sich in korrekter Langeweile.

Florentina Holzingers Hit

Und leider stimmt noch immer, was Fabian Hinrichs vor fünf Jahren konstatierte: „Die deutschen Bühnendarsteller und Regisseure aber bleiben beim Notwendigsten, und darum ist bei ihnen wenig Freies, Echterfreuliches.“ In Benny Claessens sah er damals die Ausnahme und Hoffnung.

Zu den zehn „bemerkenswerten Inszenierungen“ des Theatertreffens gehört Florentina Holzingers „Ophelia’s Got Talent“. Da ist es einmal passiert: Karten für diese harte, spektakuläre Volksbühnenproduktion, die auch viele Zuschauer durch ihre körperliche Härte abschreckt, sind kaum zu bekommen.

Theater braucht Präsenz

Und es wird über den Zirkus Brutalo diskutiert wie über die beste aktuelle Streaming-Serie. Holzinger schüttelt Gefühl und Denken durch. Der Eklat - wenn es denn einer ist - findet nicht vermittelt in den Sozialen Medien statt, sondern auf der Bühne, in Präsenz.

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