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Ihr habt die Wahl: "Do the Right Thing", rief Spike Lee bei der Oscar-Gala am Sonntag, auf der er einen Drehbuch-Oscar für "BlacKkKlansman" erhielt.

© AFP/Mark Ralston

Trump beschimpft Spike Lee: Was heißt überhaupt Rassismus?

Spike Lee habe ihn "rassistisch attackiert", twittert der US-Präsident. Dabei stört Lee sich wohl kaum an der Hautfarbe des Präsidenten. Eine Einordnung.

Hauptsache Glamour. Wenn preisgekrönte Hollywoodstars den amtierenden US-Präsidenten kritisieren, sonnt sich dieser gerne im Glanz seiner Kontrahenten. So war es 2017 bei Meryl Streep, so ist es jetzt mit Spike Lee. Letzterer hatte bei der Oscar-Gala am Sonntag auf das Wahljahr 2020 verwiesen und darauf, dass die Amerikaner die moralische Wahl hätten, zwischen Liebe und Hass.

Der Filmemacher wurde für seine beißende Komödie „BlacKkKlansman“ über einen schwarzen Polizisten, der dem Ku Klux Klan beitritt, mit dem Oscar für das beste adaptierte Drehbuch ausgezeichnet und rief: „Do The Right Thing!“. Tut das Richtige: eine Wahlempfehlung in Anspielung auf Lees 30 Jahre alten Erfolgsfilm, der damals leer ausging wie alle seine späteren Filme auch. Den Namen Trumps erwähnte Lee nicht.

Nun mokierte sich der Präsident per Twitter über dessen freudig aufgeregte Zettel-Wirtschaft während der Dankesrede und fügte hinzu, der Regisseur hätte besser ganz auf seine Notizen verzichten sollen, denn Lee habe ihn „rassistisch attackiert“. Für die Afroamerikaner habe er mehr getan als fast jeder andere Präsident vor ihm.

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Interessant: Trump hält es für rassistisch, wenn ein Afroamerikaner rät, sich für das Gute zu entscheiden. Trump weiß also, dass er damit nicht gemeint sein kann. Und was heißt überhaupt Rassismus? Es ist kaum anzunehmen, dass Lee sich an der Hautfarbe des Präsidenten stört. Wohl eher an seiner Politik.

Meryl Streep hatte 2017, ebenfalls ohne Trumps Namen zu nennen, bei der Golden-Globes-Gala vor dem damals noch künftigen Präsidenten gewarnt und mit bewegten Worten ihrem Erschrecken darüber Ausdruck verliehen, dass Trump bei einer Wahlkampfrede einen behinderten Journalisten nachgeäfft hatte. "Dieser Instinkt, andere zu demütigen – wenn es von jemand Mächtigem öffentlich vorgemacht wird –, zieht sich in den Alltag von uns allen“, sagte sie. Respektlosigkeit lade zu Respektlosigkeit ein.

Die Goldene Himbeere erhielt Trump gerade zum zweiten Mal

Worauf Trump sie ebenfalls per Twitter beschimpfte, als „eine der überschätztesten Schauspielerinnen“. Und als Robert De Niro ihn mal wieder scharf kritisierte, nannte er ihn „ein Individuum mit sehr geringem IQ“. Trump diskriminiert gern, indem er auf vermeintliche körperliche oder andere Schwächen zielt – nicht neu, aber auch nicht harmloser im dritten Amtsjahr.

Hollywood hat Trump dafür gerade wieder als schlechtesten Hauptdarsteller geehrt (nach 1991 zum zweiten Mal), mit der Goldenen Himbeere für seine Auftritte in den Dokumentarfilmen „Fahrenheit 11/9“ und „Death of a Nation“. Ein Spottpreis für einen mächtigen Spötter: fast schon zu respektvoll.

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