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E.T., der freundlichste Alien aller Kino-Zeiten!

© Collection Christophel/Universal Pictures/Amblin Entertainment

„Nach Hause telefonieren“: Vor 40 Jahren kam „E.T.“ ins Kino

Steven Spielbergs Science-Fiction-Märchen erobert bis heute die Herzen. Es liegt etwas Universelles in diesem Film.

Dezember 1982. Lange Schlangen bilden sich vor den Kinos. Kinder mit ihren Eltern, Jugendliche, aber auch Erwachsene stehen an. Sie alle wollen ihn sehen, diesen neuen Film, in dem der Junge Elliott eines Tages einem außerirdischen Wesen begegnet, das sich bei Elliotts Familie versteckt hält. Und spätestens, als dieser Verlorene – der mehr  einem  hässlichen Gnom gleicht denn einem poussierlichen Kuscheltier,  – zum ersten Mal „E.T. nach Hause telefonieren“ sagt, kullern im Publikum die Tränen.

40 Jahre später ist die mediale Erfolgsgeschichte um den anrührenden Außerirdischen und seine Freundschaft zu dem Jungen Elliott, die am 9. Dezember 1982 in die Kinos kam, unvergessen.

Elliott ist das Ich aus Spielbergs Kindheit

„Das Motiv der Einsamkeit“ sei es gewesen, sagte  Steven Spielberg einmal in einem Interview, das ihn gereizt und letztlich dazu angeregt habe, „E.T. - The Extra-Terrestrial“ (so der Originaltitel) zu realisieren. Er kenne dieses Gefühl, mit ihm ist er großgeworden in seiner Familie. Für den am 18. Dezember 1946 in Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio geborenen Spielberg ist „E.T.“ nicht nur einer seiner persönlichsten Filme, es ist vor allen Dingen auch sein erster, der erkennbar autobiographische Züge trägt und etwas über den Mann auf dem Regiestuhl aussagt, der zuvor Filme wie „Der weiße Hai“, „Duell“ oder den ersten „Indiana Jones“-Teil inszenierte: Elliott ist das Ich aus Spielbergs Kindheit.

Einsamkeit und Orientierungslosigkeit benennt Spielberg denn auch selbst als zwei wesentliche Elemente seiner eigenen Kindheit und Jugend, ausgelöst insbesondere durch die traumatische Erfahrung der Trennung seiner Eltern. Hollywoods big boy wächst in einer dysfunktionalen Familie heran, mit getrennten Eltern und drei Schwestern, zu denen er ein schwieriges Verhältnis hat. Genau dies zeichnet der damals 35-Jährige in „E.T.“ nach: der zehnjährige Elliott (Henry Thomas) wird von seiner alleinerziehenden Mutter Mary (Dee Wallace-Stone) erzogen und fühlt sich sowohl von ihr als auch von seinen Geschwistern unverstanden. Nur die sechsjährige kleine Schwester Gertie (Drew Barrymore) steht ihm etwas näher.

In Elliott ist das Gefühl tief verankert, nicht dazuzugehören. In fast allen Szenen steht er außen vor, ein Outcast außerhalb der Familie. Allein. Fremd. Auch Elliott ist  ein Fremder – so wie der Außerirdische E.T., zu dem er schnell eine Bindung aufbaut, sich ihm anvertraut, ihn bald als Freund ansieht. Zwei Seelenverwandte. Steven Spielberg sagte dazu: „Sie sind zwei Seiten einer Münze. Beide sind verloren, völlig allein und weit weg von allen anderen. Sie sind beide drei Millionen Lichtjahre von Zuhause entfernt – E.T. physisch und Elliott mental.“

Regisseur und Produzent Spielberg spielt auf der Gefühlsklaviatur der Zuschauer wie seine großen Vorbilder Alfred Hitchcock und Walt Disney. Dieses Science-Fiction-Märchen, weder ganz Familienfilm weder nur Kinderfilm noch reines Sci-Fi-Genre – und laut dem US-Branchenblatt „Variety“ der „beste Disney-Film, den Walt Disney nie gedreht hat“ –,  triggert bei jedem und bei jeder etwas an: Verstanden-Werden, Sich-geborgen-Fühlen, Beheimatet-Sein, Loslassen-Können.

„Phone home“, nach Hause telefonieren – dieser wehmütige Satz eines sich fremd und einsam fühlenden Wesens hat damals berührt, und er berührt auch heute, im Dezember 2022, bei neuerlichem Sehen. Es liegt etwas Universelles in diesem Film. Steven Spielbergs Klassiker fordert ebenso schlicht wie nachhaltig zu etwas auf, was heute kostbarer denn je sein mag: zu Vertrauen. Zu Verbindlichkeit. Und zur Freundschaft, natürlich.

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